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Wer bekommt Geld nach welchen Kriterien?

DOKUMENTATION / KULTURLEITBILD 2014 DER STADT (4)

01/07/14 Wofür die Stadt in letzter Zeit immer wieder gelobt worden ist: Die Transparenz der Kulturförderung, die für Künstler und Institutionen auch Planbarkeit bedeutet. Dieser Abschnitt im Entwurf zum neuen Kulturleitplan der Stadt ist sozusagen das Credo fürs Geldgeben durch die öffentliche Hand in der Stadt.

 

Kulturfinanzierung

Die Verpflichtung zur Sicherstellung der Kulturfinanzierung als öffentliche Aufgabe ist integrativer Bestandteil des Kulturleitbilds 2014. Sie beinhaltet die Aufgabe, die finanzielle Basis für das vielfältige kulturelle Leben der Stadt zu gewährleisten – von der Erhaltung des kulturellen Erbes über die Absicherung des zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens bis zur Bereitstellung von finanziellen Mittel für neue, zukunftsorientierte Entwicklungen.

In Folge des KEP 2001 wurden dazu bereits wesentliche Schritte gesetzt und in der Kulturszene positiv wahrgenommen: Mittlerweile 20 mittelfristige Finanzierungsvereinbarungen und eine mehrjährige Kooperations- und Fördervereinbarung, die Möglichkeit zu zweijährigen Förderzusagen, die vorgezogene Entscheidungsfindung für die Förderung kontinuierlicher kultureller Jahrestätigkeit oder punktueller größerer Vorhaben sowie die Darstellung aller vergebenen Förderungen in den jährlichen Kulturberichten der Kulturabteilung zeigen, dass Verbindlichkeit und Transparenz gängige Praxis der städtischen Kulturförderung sind. Förderschwerpunkte in den einzelnen Sparten, wie Gastspielförderung für freie Theater, Tourneeförderung, Filmförderung, Projektförderung Kultur und Schule, volkskulturelle Integrationsprojekte und andere, setzen gezielte Akzente im Förderspektrum.

Mit dem finanziell, inhaltlich und organisatorisch auf eine neue Basis gestellten Kulturfonds der Stadt wurde ein weiteres Förderinstrumentarium geschaffen, das sich speziell auf die Vergabe von Preisen, Stipendien, sowie Zuschüsse für Tourneen und Weiterbildungsmaßnahmen konzentriert.

Grundsätzlich sollte es Ziel sein, die derzeitige Finanzierungsbasis in ihrer Grundausrichtung aufrecht zu erhalten und den künftigen Erfordernissen entsprechend weiterzuentwickeln.

Verhältnis freie – gebundene / mittelfristige Förderung

Status 2013

Verbindlichkeit und Flexibilität müssen wesentliche Bestandteile einer Förderpolitik sein, die eine Absicherung und kontinuierliche Weiterentwicklung gleichermaßen im Kunst- und Kulturbereich gewährleisten möchte. Freie und vertraglich abgesicherte, gebundene Förderungen sind Bestandteil der kulturellen Förderpolitik der Stadt. Beide sind außer Streit zu stellen und im Rahmen der Förderzuteilung abzusichern.

Handlungsbedarf: finanzielle Bemessung

Die Bemessung von Kulturförderungen an sich und der freien Kulturförderung im Speziellen sind in Zeiten knapper Budgets der öffentlichen Förderstellen immer wieder ein öffentlich und emotional diskutiertes Thema. Einer Ungleichgewichtung freier und gebundener Förderung ist daher laufend entgegenzuwirken.

Maßnahmenvorschläge aus den Fachgesprächen

- Kleinförderungen (300 bis 5.000 Euro) sind ein wichtiger Förderfaktor für junge, unbekannte Künstlerinnen und Künstler und werden daher beibehalten.

- Mittelfristige Fördervereinbarungen werden auch für jahresübergreifende Kulturarbeit ohne Bindung an fixe Häuser abgeschlossen.

- Eine im Rahmen des Stadtbudgets vertretbare Erhöhung des freien Förderbudgets begünstigt unter anderem auch eine gerechte Entlohnung der Arbeit in Kunst und Kultur, da geringe oder gekürzte Förderbudgets meistens zu Lasten der Honorare von Künstlern und Kulturschaffenden gehen.

- Spezifische Förderkonzepte bzw. wechselnde Förderschwerpunkte für die freie Förderung sollen weiterentwickelt werden.

- Valorisierungen tragen zur Absicherung der kontinuierlichen Kulturarbeit bei.

Förderverfahren

Status 2013

Das Förderverfahren der Stadt wird grundsätzlich bejaht und die Kulturabteilung als verlässliche Partnerin wahrgenommen.

Handlungsbedarf: Flexibilität im Förderbereich

Die Vergabe von freien Förderungen, die sich ungeachtet von Vorjahresförderungen am aktuellen Vorhaben orientiert, soll Impulse für neue kreative Entwicklungen im Kunst- und Kulturbereich setzen.

Maßnahmenvorschläge aus den Fachgesprächen

- Ermöglicht werden mehrjährige Förderzusagen auch für Projekte, die über mehrere Jahre entwickelt werden.

- Zukunftsorientierte Kulturarbeit braucht finanziellen Freiraum. Daher werden auch Projekte mit Laborcharakter sowie für Projektentwicklung ohne besucherzentrierten Output gefördert.

- Tourneen und Einladungen zu internationalen Festivals sind oft Bestandteil der Jahresplanung von Kulturinitiativen, übersteigen aber deren jeweilige Budgets. Entsprechende Förderungen dafür werden daher unabhängig von Jahres- oder Projektförderungen vergeben.

- Die Förderzuteilung nach Sparten wird entsprechend der inhaltlichen Ausrichtung eines Ansuchens flexibel und unabhängig von bereits erfolgten Ansuchen des Antragstellers gehandhabt.

- Akkordierte Einreich- und Abrechnungsfristen bzw. -modalitäten bei Stadt, Land und Bund reduzieren den Verwaltungsaufwand für die Antragsteller.

- Für die Vergabe von Preisen werden Fachjurys oder Beiräte eingesetzt.

- Die Gendergerechtigkeit ist Bestandteil der Kulturförderung.

- Die Subventionsrichtlinien der Stadt werden auf Grundlage des KEP 2014 überprüft und wenn nötig adaptiert.

Fördergrundlagen

Status 2013

Die Kulturförderung umfasst inhaltlich die Förderung von Kunst, Kultur und Bildung in der Stadt Salzburg. Die rechtliche Basis bilden die vom Gemeinderat der Landeshauptstadt Salzburg am 15.12.1999 beschlossenen und mit Beschluss vom 12.12.2001 novellierten Subventionsrichtlinien. Sie regeln den Geltungsbereich, die Förderungswürdigkeit, formale Voraussetzungen, den Auszahlungsmodus sowie die Form der Erbringung von Verwendungsnachweisen.

Ziele

Die Stadt definiert sich in ihrem Selbstverständnis als Kulturstadt. Kunst, Kultur und Bildung sind Impulsgeber für die gesellschaftliche Entwicklung und bilden ein wesentliches Innovationspotential für die Stadt Salzburg. Die Kunst-, Kultur- und Bildungsförderung schafft Rahmenbedingungen, die die Entstehung und Weiterentwicklung von kreativem und geistigem Potential ermöglichen. Ziel ist daher, künstlerische und kulturelle Leistungen zu unterstützen und bestmöglich zu fördern.

Grundsätze

Die Kulturförderung der Stadt Salzburg bekennt sich zu folgenden Grundsätzen:

- Freiheit und Unabhängigkeit für Kunst und Kultur, sowie Freiheit des kulturellen Handelns
- Vielfalt des kreativen kulturellen Schaffens
-
Möglichkeit auf Teilnahme aller in der Stadt lebenden Menschen am kulturellen Leben
- Transparenz der Fördervergabe

Aufgaben

Das Förderspektrum beinhaltet folgende Bereiche:

- Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens
- Förderung des kulturellen Erbes
- Förderung von Bildungs- und Wissensangeboten
- Förderung von Vermittlung und Vernetzung

Förderinhalte

Die Kulturförderung berücksichtigt unter Beachtung der genannten Ziele, Grundsätze und Aufgaben nachfolgende Inhalte:

- Bildung, Wissenschaft und Erwachsenenbildung
- Bildende Kunst und Architektur
- Brauchtum und Volkskultur
- Darstellende Kunst und Tanz
- Film und Neue Medien
- Internationalen Kulturaustausch
- Kultus und Kirchen
- Literatur
- Musik
- Museen und kulturelles Erbe
- Spartenübergreifende Kulturarbeit

Förderarten

Die Kulturförderung der Stadt Salzburg umfasst folgende Förderungsarten und bezieht sich auf Einzelpersonen, Personengruppen und Institutionen:

- Jahresförderungen
- Projektförderungen
- Organisationsbeiträge, Organisationshilfe
- Mittelfristige Förderungsvereinbarungen
- Investitionsförderungen
- Gastspielförderungen
- Stipendien
- Reisekostenzuschüsse

Förderkriterien

Unter Berücksichtigung der kulturpolitischen Zielsetzungen entsprechend dem KLB und dem KEP 2014 sowie unter Voraussetzung von künstlerischer Qualität und wirtschaftlicher Umsetzung von kulturellen und künstlerischen Leistungen, werden als Förderrichtlinien folgende Kriterien als Richtlinien für die Fördervergabe vorgeschlagen:

- Kunstimmanente Kriterien:
Professionalität der Akteurinnen und Akteure und Konzepte (fachliche Qualifikation des künstlerischen Personals / Projektträgers, Heranziehung des künstlerischen Werdegangs, Vergleich mit bereits getätigten Leistungen)
Beschaffenheit des Projektinhalts (Relevanz des Themas, Aktualität des Inhalts, Orts- und Zeitbezogenheit des Themas, Innovation des Inhalts, Programm bzw. Projektqualität)
Realisierungspotential (Umsetzungsqualität, Präsentationsqualität)
Ort der Darbietung (Ambiente, Einbindung in die bestehende Kulturlandschaft)
Öffentliche Resonanz (Medien, Publikum, Auslastung, Öffentlichkeitsarbeit)
Regionales oder überregionales Interesse
Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des künstlerischen Erfolgs

- Kultur- und sozialpolitische Kriterien:
Erhaltung und Bereitstellung von kultureller Infrastruktur
Ausrichtung des Programms auf spezifische Zielgruppen
Interkulturelle Ausrichtung
Vermittlungskonzept und partizipative Angebote
Förderung kultureller Bildung
Gendergerechtigkeit
Internationaler / nationaler Austausch
Aufbauarbeit und Nachwuchsförderung
Barrierefreiheit

- Wirtschaftliche Kriterien:
Wirtschaftliche und organisatorische Qualifikation der Akteure (Umsetzungsqualität)
Gewährleistung einer korrekten Projektabwicklung (Projekt-, Finanzierungs- und Zeitplanung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit)
Angemessenheit und Ausgewogenheit der Kalkulation
Ausreichende Finanzierungsvoraussetzungen durch die Beteiligungen anderer Gebietskörperschaften, Sponsoren und Eigeneinnahmen
Erfüllung von Auflagen und Bedingungen vorangegangener Förderungen

Wissensstadt Salzburg − Schnittstellen zur Kultur

Status 2013

Die Stadt Salzburg sieht sich verantwortlich für die Weiterentwicklung und Positionierung der Stadt Salzburg zu einem zukunftsorientierten Bildungs- und Wissensstandort und hat daher 2012 das Projekt „Wissensstadt Salzburg“ gestartet.

Ein Projektteam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, ÖAR Regionalberatung GmbH Salzburg und dem Wissensbereich hat unter Einbindung von rund 100 externen Expertinnen und Experten Entscheidungsgrundlagen erarbeitet.

In einem ersten Schritt wurde das Bildungs- und Wissensangebot in der Stadt Salzburg erhoben. Die Analyse des Angebots benennt fünf Bereiche: „Wissensproduktion“, mit Universitäten, Forschung und Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungsbezug, „Wissensweitergabe“, von Kindergärten über Schulen, Weiterbildungseinrichtungen bis hin zu Medien und Verlagen, „Wissensspeicherung“, mit Museen, Archiven und Bibliotheken, „Wissensorganisation“, von Supportstrukturen und Bildungsberatung bis zu Messen und Kongressen sowie den Bereich „Kultur und Wissen“, der Einrichtungen umfasst, die sich selbst als Kultureinrichtungen definieren, in ihrer Ausrichtung aber auch Wissen vermitteln, generieren und / oder speichern, wie die ArtGenossen, das IBM – Institut für Medienbildung, der Verein „architektur, technik + schule“, die Initiative Architektur oder der Verein für Entwicklungspolitik Südwind.

Der zweite Schritt galt, darauf aufbauend, der Erarbeitung von Potenzialen, Zielen und Maßnahmen für die Bereiche Wissensproduktion (Universitäten, Hochschulen, außeruniversitäre Forschung, Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungsabteilungen), Wissensweitergabe (Kinderbetreuungseinrichtungen, Schule, Weiterbildungseinrichtungen, Interessensvertretungen, Medien, Verlage), Wissensspeicherung (Museen, Archive, Bibliotheken) und Wissensorganisation (Netzwerke, Cluster, Infrastrukturen, Messen, Kongresse) sowie Wissen und Kultur (Einrichtungen, die an der Schnittstelle Kultur / Wissen agieren).

Dem zur Folge wurde ein Profil der Wissensstadt Salzburg entwickelt, das im Wesentlichen auf vier Kernbereichen fußt − Kunst & Kultur, Gesundheit & Lebensqualität, Internationalität & Europa, Zukunft & Nachhaltigkeit − die konsequent ausgebaut werden, der „Wissensstadt Salzburg“ zukünftig ein international unverwechselbares Profil verleihen sollen und mit konkreten Maßnahmen verbunden sind. Der Gemeinderatsbeschluss erfolgte im Dezember 2013.

Die Stadt unterstützt den Bereich Bildung und Wissen im Rahmen der Kulturpolitik aktuell auf folgenden Ebenen:

- Der Schwerpunkt der finanziellen Förderung umfasst Beiträge an unterschiedliche Einrichtungen der Erwachsenenbildung und des Wissenschaftsbereichs in Form von Jahres- und Projektförderungen oder Organisationsbeiträgen sowie die Unterstützung von kulturvermittelnden Projekten an städtischen Pflichtschulen. Mit dem Katholischen Bildungswerk und dem Bildungszentrum St. Virgil hat die Stadt mittelfristige Fördervereinbarungen abgeschlossen.

- 2012 konnte mit dem Literaturarchiv in Kooperation von Stadt, Land und der Paris Lodron Universität eine neue Forschungseinrichtung ins Leben gerufen werden, die sich der Sammlung und Erschließung von literarischen Vor- und Nachlässen von Autoren mit Salzburgbezug widmet. Ein fünfjähriger Vertrag sichert die Arbeit der nächsten Jahre ab.

- Mit dem Competence Park Salzburg entsteht ein moderner, lebendiger Campus für Unternehmen und Institutionen aus dem Bereich „Creative Industries“ und „Life Sciences“, ergänzt von Wissenschafts- oder Weiterbildungseinrichtungen, wie einem von der PMU – Privatmedizinischen Universität Salzburg errichteten Forschungsgebäude oder der Volkshochschule Salzburg, die für die Übersiedlung ebenso eine Sondersubvention erhielt, wie die bis Herbst 2014 im Haus Corso untergebrachten Weiterbildungseinrichtungen.

- Im Rahmen eines Scientist in Residence-Programms stellt die Stadt eine Wohnung zur Verfügung und ermöglicht damit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Stadt Salzburg, internationale Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Lebens und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzuladen, um gemeinsame Forschungsprojekte und Veranstaltungen zu verwirklichen.

- Mit dem Projekt „Wissensstadt Salzburg“ wird die Weiterentwicklung und Positionierung der Stadt Salzburg zu einem zukunftsorientierten Standort für Bildung und Wissenschaft betrieben.

Handlungsbedarf: Vernetzung von Kultur und Bildung

Für den Bereich Kultur und Bildung wird es Zielsetzung sein, die Ergebnisse aus dem Projekt Wissensstadt im Detail mit Kunst und Kultur zusammen zu führen und gemeinsame Entwicklungspotenziale festzulegen. Stadteilbezogene Kompetenzzentren, wie der Competence Park im Stadtwerk Lehen oder die Science City in Itzling, stehen für stadträumliche Entwicklung in diesem Bereich.

 

Maßnahmenvorschläge aus dem Projekt „Wissensstadt Salzburg“

- Die Stadt fördert den Dialog, die Vermittlung und die Vernetzung für alle Bereiche von Kunst, Kultur, Bildung und Wissen und die Erarbeitung von gemeinsamen inhaltlichen Schwerpunkten (z.B. Europaschwerpunkt). Dies geschieht mit
der Einrichtung geeigneter Kommunikationsplattformen
finanziellen Förderungen von gemeinsamen Projekten
geeigneten PR-Maßnahmen zur Stärkung der Marke „Kultur- und Wissensstadt Salzburg“.

- Das Scientist in Residence-Programm der Stadt richtet sich in Zukunft noch stärker an dem Verknüpfungsgedanken mit städtischen Kultur- und Wissenseinrichtungen aus.- Die Förderschiene für kulturvermittelnde Projekte an städtischen Pflichtschulen wird erweitert, auf Kindergärten ausgedehnt und budgetär erhöht.- Zur Schaffung eines publikumswirksamen Zugangs zu Fotografie und fotografischem Erbe, ermöglicht und unterstützt die Stadt die Erschließung des Fotobestandes in einer gemeinsamen Internetplattform, unter Beteiligung von Sommerakademie (SOAK) f. Bildende Kunst, Fotohof, Museen, Verlagen, Archiven etc.

(Wird fortgesetzt)

Zur ersten Folge Wo es in der nächsten Dekade lang geht
Zur zweiten Folge Raum ist allemal gefragt
Zur dritten Folge Die Kultur an den Mann, die Frau und überhaupt an alle bringen

 

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