Kafka, die Altstadt und die neue Architektur
ARCHITEKTURTAGE / REPORTAGE
22/05/14 Über 3000 Besucher nutzten am am vergangenen Wochenende das reichhaltige Angebot der „Architekturtage“, berichtet die Initiative Architektur. - Ein kurzer Überblick über die Aktivitäten.
Die Licht-Installation „Rain“ von Christian Steinwender hatten Passanten, die sich über die Staatsbrücke der Altstadt näherten, bewusst oder unbewusst schon die gesamte vorige Woche hindurch wahrgenommen: Schräg gestellte Neonröhren in den Kastenfenstern beleuchteten die Fassaden mit hellen „Regenstrichen“. So war der Hotspot der diesjährigen Architekturtage in Salzburg auffallend markiert – das Haus Rathausplatz 4 (wir berichteten).
Dort wurde am Eröffnungsabend in den fünf Geschoßen des aufs Mittelalter zurückgehenden Gebäudekomplexes alt und neu zelebriert. Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn, der die Architekturtage eröffnete, betonte die Bedeutung der Architekturvermittlung, wie sie im Land Salzburg exemplarisch von der Initiative Architektur geleistet wird.
Die Ausstellung „Bauen im Bestand“, gestaltet von 15 Studenten der TU-Innsbruck unter der Leitung von Jana Breuste, fand großes Interesse und es gab spontane Anfragen, die Schautafeln auch im Land Salzburg zu zeigen.
Wohn-Raum-Installationen von SchülerInnen der 4b der NMS Maxglan, die bereits einige Tage mit recycliertem Material im Altstadthaus gearbeitet hatten, stellten diese mit eigenen Worten vor. Die Besucher ließen sich von den Schülern und Schülerinnen in ihre Welt des Wohnens entführen.
Die Aktion „Franziska – eine Stadt bespielt sich“ hat wetterbedingt vielleicht nicht jenen Effekt draußen gemacht, den man hätte erreichen sollen. Der Clou wäre ja gewesen, mit Podien-Elementen aus Installationsrohren hinaus zu gehen in den Stadtraum und dort was auch immer damit anzustellen, auf performativem Wege. Aber es gab auch eine regengeschützte Bühne, eben in dem auf den Rathausplatz hin sich öffnenden Gassenlokal des erwähnten Hauses. „Diese Bühne für Auftritte und Diskussionen wurde während der gesamten Architekturtage bespielt und entwickelt sich Highlight der gesamten Veranstaltungen“, berichtet die Initiative Architektur. „Plötzlich vielen die Grenzen zwischen drinnen und draußen, Passanten, die noch nie von den Architekturtagen gehört hatten, integrierten sich spontan dem ausgelassenen Fest mit Live-Musik und Theaterperformances.“ Im Rahmen dieser Aktionen wurde übrigens auch die neue Internet-Plattform „Leerstandsmelder“ erstmals vorgestellt.
Immer für Theater-Interventionen gut ist das freie Ensemble „ohnetitel“. Das hat ein „Amt für Altstadtbeschwerden“ eingerichtet, eine imaginäre Behörde von kafkaeskem Zuschnitt: Das „Amt für Altstadtbeschwerden“ gab bewegte Einblicke in den beschwerlichen Alltag der Beamten. Sämtliche Petitionen und Beschwerden wurden sorgsam geprüft, abgelegt, mussten aber aufgrund gleichartiger, bereits früher nicht erledigter Beschwerden der letzten Jahre abgewiesen werden...
Viele adaptierte und im Umbau befindliche Bauwerke wurden in Führungen und Rundgängen präsentiert: Herrengasse 26-28, Linzergasse 22, Domquartier, Panzerhalle, Rathaus, Sternbräu – es mangelt ja derzeit nirgendwo an Bautätigkeit. Die Landeskonservatorin für Salzburg erläuterte sowohl den Umbau des Salzburger Hauptbahnhofs als auch die Restaurierung der von Fischer von Erlachs Kollegienkirche. Dort führte sie auch in Räume, die für die Öffentlichkeit im Allgemeinen nicht zugänglich sind, wie in den historischen Dachstuhl – einem Meisterwerk barocker Zimmermannskunst. (Initiative Architektur/dpk)