asdf
 

Strahlender Glanz

ASPEKTE / ROBERT MORAN

19/05/14 Zu den charmantesten Erinnerungen an die Aspekte 2014 gehört die Begegnung mit dem legendären amerikanischen Komponisten Robert Moran. Die Begeisterung, mit der Moran von der musikalischen Qualität unendlichen Nachhalls schwärmte, wirkte nach bis zur Uraufführung seines Werks „Buddha goes to Bayreuth“ in der Kollegienkirche.

Von Heidemarie Klabacher

474Sonst wird die Kollegienkirche meist zugehängt mit hässlichen Planen und zugebaut mit riesigen Kuben, Tortenstücken und Quadern, die den überwältigenden Blick in die weißen Kuppeln und Gewölbe ebenso hemmen, wie den Nachhall. Nichts davon, bei der Uraufführung der Salzburger Fassung von Robert Morans „Buddha goes to Bayreuth“ am Freitag (16.5.) beim Aspekte Festival.

Der Raum durfte sich nicht nur akustisch einbringen, sondern auch optisch - durch das Spiel des wechselnden Lichtes in der zunehmenden Dunkelheit. Da gerade dieses Werk fast ausschließlich aus sich türmenden Wolken und Wogen des Wohlklanges besteht, war es eine Stunde zum Entschweben. - Angeführt vom charismatischen Dirigenten Rupert Huber gemeinsam mit dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Countertenor Stefan Görgner und dem Salzburger „KammerChor KlangsCala“ in der Einstudierung von Helmut Zeilner.

Rupert Huber habe sich dieses Ensemble dezidiert als Vokalensemble für die Moran-Aufführung gewünscht, hat der Aspekte-Leiter Ludwig Nussbichler erzählt.

Tatsächlich haben KlangsCala mit diesem Auftritt eine überzeugende Visitenkarte als Partner für zeitgenössische Musik abgegeben. Zu erleben waren: vibrato- aber keinesfalls leblose, sondern fein tembrierte Stimmen, glasklar die hohen, schlank und zugleich profund die tiefen; druck- und schwerelose Stimm-Einsätze auch in exponierten hohen Lagen; weit gespannte Vokalisen und Kantilenen, die von perfekter Übereinstimmung und ausgeklügelter chorischer Atmung zeugten. In Summe ein Chorerlebnis vom Feinsten.

Der Countertenor Stefan Görgner brachte im ersten Teil des Werks mit einzelnen präzise und pointiert angesungenen Tönen den gesamten Raum zum Schwingen, ohne je zu einem übermächtigen Forte zuflucht nehmen zu müssen. Er „spielte“ quasi mit dem Raum und spielte sich dabei mit technischer Souveränität. Perfekt fokussierter „Counter-Ton“ kann ja tatsächlich zu den eindrücklichsten und eindringlichsten Klangerlebnissen führen – hier jedenfalls ward’s Ereignis.

Der Text, den Robert Moran für „Buddha goes to Bayreuth“ vertont hat, basiert auf tibetischen Mantras, die aber genauso gut Silben aus westlichen liturgischen Texten sein könnten. Wer denkt bei „sa“ nicht an „Sanctus“. Absolut religionsübergreifend war jedenfalls die Wirkung, dabei ohne Religionskitsch zu werden. Moran verzichtet – im Gegensatz etwa zum farbenprächtiger und schillernder komponierenden Georg Friedrich Haas – weitgehend auf Oberton-Spielereien. So wurde es, trotz der Buddha-Spur, die der Titel legt, wohltuender Weise kein Spekulieren mit fernöstlicher Esoterik.

Der 1937 geborene Komponist fürchtet den Nachhall nicht nur nicht. Im Gegenteil. In „Buddha goes to Bayreuth“ ist der Raum jeweils quasi aktiver Mitspieler: Erst durch den Nachhall hätten die Klänge die Möglichkeit, sich ineinander zu verschlingen, miteinander zu verschmelzen, hat Robert Moran im Pressegespräch der Aspekte eindrücklich geschildert.

Ursprünglich geschrieben hat Moran dieses Werk für die Ruhr Triennale zum Thema Buddhismus und zwar für den Gasometer in Oberhausen, der mit „Buddha goes to Bayreuth“ als extravagante Spielstätte eröffnet wurde. Mehr als dreißig Sekunden Nachhall habe der Gasometer – mehr als jede Kirche, jede Kathedrale.

Und was hat Buddha tatsächlich in Bayreuth verloren? Nichts, natürlich, obwohl Wagner tatsächlich den Plan zu einer Buddha-Oper im Kopf gehabt, aber nie umgesetzt habe. Er, so Robert Moran, habe in Bayreuth immerhin den ‚Parsifal’ gefunden. Als junger Mann von zwanzig Jahren hab er dort einen ersten Parsifal erlebt, 1957 in der Inszenierung von Wieland Wagner-Inszenierung: All das erzählte Moran mit mitreißender Begeisterung im Pressegespräch. Auch, dass er für sein Stück einzelne Akkorde wohl aus Parsifal genommen, diese aber umgeschichtet und um arrangiert habe. Für die Salzburger Aufführung hat Robert Moran den Teil für Countertenor neu geschrieben. Auch der anderen Akustik – nur zwölf Sekunden Nachhall in der Kollegienkirche statt 30 im Gasometer – musste Rechnung getragen werden. Die Rechnung ist aufgegangen – mit strahlender Klarheit.

Weiters zur Uraufführung bei den Aspekten kamen u.a. Werke der Salzburger Komponistin Alexandra Karastoyanova-Hermentin, der Salzburger Komponisten Jakob Gruchmann und Herbert Grassl, aber auch von Rupert Huber oder Marco Döttlinger.

Bild: Aspekte

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014