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Dem Andenken eines Unermüdlichen

MARKO FEINGOLD PREIS

13/09/23 Der Der Marko Feingold Preis wurde anlässlich des 100. Geburtstags des früheren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg von Stadt, Land und Universität Salzburg ins Leben gerufen. Der Preis mit jeweils 4.500 Euro dotiert. Preisträgerinnen für 2019 und 2022 sind die Historikerinnen Eva Reder und Anne-Christin Klotz. Ausgezeichnet wurden sie für ihre herausragenden Dissertationen.

Die Preisträgerin 2019, Eva Reder, studierte Geschichte in Wien und Poznań. Mit ihrer Dissertation „Pogrome im Schatten polnischer Staatsbildung 1918-20 und 1945/46: Auslöser, Motive, Praktiken der Gewalt“ überzeugte sie die Fachjury für den Marko Feingold Preis 2019. Die Arbeit analysiere die „polnischen Staatsbildungsprozesse zunächst nach dem ersten Weltkrieg 1918 und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als sowjetischer Satellitenstaat. Das Entstehen dieser Staatlichkeiten war von massiver antisemitischer Gewalt begleitet.“ Das Hauptaugenmerk der Untersuchung liege auf den Pogromauslösern, der Rolle der sich jeweils neu herausbildenden Staatlichkeit sowie dem Pogromverlauf.

Christoph Augustynowicz von der Universität Wien betonte in seiner Laudatio besonders die fundierte Quellen- und Archivarbeit der Preisträgerin. „Beeindruckend ist der enorme Aufwand der Quellenerhebung. Nicht nur die regionale Vielfalt, sondern auch die funktionale Breite die ausgewertet wurde.“ Hervorzuheben sei der „kompetente Umgang mit der äußerst spezifischen Sprache der Pogrom-Protokolle hervorzuheben“.  Die Forschungsarbeit von Eva Reder ist dreisprachig verfasst.

Die Preisträgerin 2022 ist Anne-Christin Klotz. Sie forscht und lehrt seit Oktober 2022 als Martin Buber Fellow an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Sie wurde 2021 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die Warschauer jiddische Presse und ihren Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland promoviert. „In der Studie werden die Personen, Strukturen und Netzwerke, die sich hinter den jiddischen Zeitungen verbargen, sowie der Platz freigelegt, die der Nationalsozialismus im Denken der jüdischen Zeitungsmacher aus Warschau einnahm.“

Sabine Koller von der Universität Regensburg, selbst Mitglied in der Jury für die Ausschreibung 2022, würdigte in ihrer Laudatio die „gründliche Recherche in Zeitungen und mehr als zwanzig Archiven, die als Basis für die umfassende Forschungsarbeit diente“. Die Preisträgerin analysierte Quellenmaterialien in sechs Sprachen. „Mit ihrer Dissertation schließt Frau Klotz eine große, wissenschaftsethisch und ethisch wichtige Forschungslücke. Die jiddisch schreibende, jüdische Intelligenzia wird gehört.“

Rektor Hendrik Lehnert betonte bei der Preisverleihung am Dienstag (12.9.) in der Bibliotheksaula die hohe Auszeichnung, die der Marko Feingold Preis für die Paris Lodron Universität Salzburg darstelle: „Marko Feingold war eine herausragende Persönlichkeit und hat sich maßgeblich für die Gründung und Weiterführung des Zentrums für jüdische Kulturgeschichte an Paris Lodron Universität Salzburg eingesetzt.“

„Marko Feingold war ein bewundernswerter, standfester und unermüdlicher Charakter, der durch seine unverwechselbare Art vor allem jungen Menschen das dunkelste Kapitel in unserer Geschichte nähergebracht und somit das Unfassbare fassbar gemacht hat. Der nach ihm benannte Preis ehrt nicht nur herausragende Beiträge zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der Geschichte, sondern er erinnert uns auch daran, dass wir niemals aufhören dürfen, gegen Hass und Diskriminierung anzutreten. Er ermutigt uns, unsere Stimmen für Toleranz und Menschenrechte zu erheben, damit die Lehren aus der Vergangenheit die Gestaltung unserer Zukunft beeinflussen“, sast Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Vizebürgermeister Bernhard Auinger würdigte Marko Feingold als Brückenbauer und „als einen Holocaust-Überlebenden, der ohne Verbitterung in der Bewusstseinsbildung und im Gespräch mit Schüler:innen sowie Student:innen über Jahrzehnte unschätzbare Arbeit geleistet hat, gegen Antisemitismus Hass und Hetze“. Der Marko Feingold Preis wird alle drei Jahre vergeben. Ausgezeichnet werden herausragende Dissertationen, die unter kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive ein Thema der jüdischen Geschichte, Kultur oder Religion erforschen. (PLUS / dpk-klaba)

Bild: PLUS; Kolarik / Herbert Rohrer

 

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