Wieselflink im Stau
STREET ART / GASWERKGASSE
01/07/22 Ein feste Umarmung. Taube, Kakadu und Wiesel an der Salzach – dahinter die Silhouette der Stadt, die Festung vor knallroter Sonne. Ein freundlicher Bernhardiner... Die Unterführung der Gaswerkgasse in Mülln ist für Fußgänger und Radfahrer nie ein Vergnügen. Jetzt ist sie immerhin bunt und freundlich.
Von Heidemarie Klabacher
Elf Einreichungen gab es zum ersten Street Art Contest der Stadt Salzburg. „Leinwand“ war eben die Gaswerk-Gassen-Unterführung. Zu deren Gestaltung eingeladen wurden von der Jury Werner Bauer, Sigfrid Sindinger und Lucia Leben aus Salzburg und Graz. Ihr Kunstwerk ist monumental und dauerhaft, der Wettbwerbs-Gewinn, ein 750 Euro Material-Gutschein, nimmt sich dagegen eher bescheiden aus.
Drei Tage, von Freitag früh bis Sonntag spät, waren die Graffiti-Künstler bei Temperaturen über 30 Grad am Werk. Dann war die 22 mal 2,5 Meter große Fläche nicht wiederzuerkennen. Statt schmutzgrauschwarz zeigt sich die Unterführung nun hellbuntfröhlich. Vom Auto aus muss man halt den Hals ein wenig recken, dann sieht man schon was. Fußgänger oder Radfahrer riskieren vielleicht gerne ein paar Atemzüge Abgase mehr, um das Kunstwerk zu bestaunen. Ist wirklich ein Genuss.
„Die Unterführung ist aufgewertet, der positive Zuspruch der Bevölkerung zeigt, dass die Salzburgerinnen und Salzburger hungrig auf zeitgemäße Kunst sind“, sagt auch der Jugend- und Projektkoordinator Herbert Wührer.
„Diese Graffitis sind ein starkes Zeichen, für ein buntes Salzburg, für ein gewaltfreies Salzburg – jetzt gerade umso mehr“, sagt Sozialstadträtin Anja Hagenauer über das Kunstprojekt. „Es sollten noch viel mehr solcher professionell gestalteter Flächen in der Stadt entstehen, denn nicht erst seit Banksy weiß man, dass Kunst auch auf der Straße stattfinden kann.“
Während Werner Bauer, Sigfrid Sindinger und Lucia Leben in Mülln ihrem Spray-Werk mit unzähligen Frabdosen und akribischem Plan nachgingen, wurde ein anderes Street-Art-Projekt (für ein Kunstwerk reichen ein paar Streifen Farbe auf dem Boden ja doch nicht) beschmiert, nämlich der Regenbogen-Zebrastreifen vor der MS Liefering: Weniger ein Kunstwerk, so ein bunter Zebrastreifen, als eine deutliche und wichtige Botschaft für Toleranz und Offenheit, das hier zerstört wurde...
Das Gaswerkgassen-Projekt gilt stadt-intern übrigens als ein „Kooperations-Erfolg“, meldet die Stadt Salzburg. Die Fläche selbst wurde auf Anregung des Bewohnerservice Lehen von den ÖBB frei gegeben. Das Verkehrsrechtsamt unterstützte das Projekt im Bereich Sicherheit und Abwicklung, die Stadtgärten halfen bei der Sperrung der Radwege und die Öffentliche Beleuchtung sorgte für – man staune – für die optimale Beleuchtung.
Bilder: Stadt Salzburg