asdf
 

Linde und Bankerl – geht ja doch!

HINTERGRUND / JULIUS RAAB-PLATZ

17/11/ 21 Sonst werden die Linden – oder andere Bäume – meist mit Stumpf und Stiel ausgerissen. Die Gruben aufgefüllt und die Plätze weiträumig zubetoniert. Zeitgenössische Gestaltung urbanen Raumes nennt das, wenn kein Futzerl Grün mehr übrig ist. Auf dem Julius Raab-Platz ging man den umgekehrten Weg.

Von Heidemarie Klabacher

Dass es ein „Ikosaeder“ war, der in den 1970ern von einem Künstlerkollektiv namens trustus geschaffen wurde, wissen wir erst jetzt, wo es die Skulptur mit dem Namen ecoid gar nicht mehr gibt: Das durchaus sympathische, da sehr zurückhaltende, kugelig stählerne Gebilde aus lauter Dreiecken auf dem Julius Raab-Platz hat doch tatsächlich einem Baum Platz machen dürfen. Wir behalten ecoid in guter Erinnerung. R.I.P. Es gäbe wesentlich banalere Kreisverkehrs-Kunst zum Wegräumen.

„Am Julius Raab-Platz stand im 19. Jahrhundert eine große prachtvolle Linde. Nun ist es uns gelungen, genau an dieser Stelle wieder Platz für einen neuen Baum zu schaffen“, so Stadträtin Martina Berthold. „Schon vor hundert Jahren stand eine Linde auf dem Platz, wie ein Bild des Stadtarchivs zeigt. An der gleichen Stelle kommt nun ein Jahrhundert später wieder ein Schattenspender in die Nähe der Wirtschaftskammer.“

Dafür wurde eine Betonfläche „entsiegelt“ und eine spezielle drei mal drei Meter große Grube mit speziellem Baumsubstrat gefüllt. Man prüfe sehr konsequent bei jedem Straßenbauvorhaben, wo mehr Grüninseln entstehen oder Bäume gepflanzt werden könnten, kann man in einer aktuellen Presseaussendung der Stadt lesen. So seien auch in der Haydnstraße Bereiche entsiegelt und an der Kreuzung zur Weiserstraße drei Grüninseln errichtet worden. Auch Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler, ressortzuständig für die Stadtgärten sowie für die Natur- und Umweltschutzbehörde, seien „zukunftsfähig Baumpflanzungen“ wichtig, „um einen echten ökologischen Beitrag im Sinne der Klimawandelanpassung unserer Stadt leisten zu können“. Wo waren eigentlich die Öko-Platz-Denker, als man den Kajetanerplatz neu gestaltete?

Die ausgehobene Baumgrube wird unterirdisch breiter und bietet mehr Platz für Wurzelraum und Substrat. Bewässert wird die Linde durch Regenwasser, das durch die Schräge des Platzes gesammelt wird. „Es soll auch noch eine Bank rund um den Baum aufgestellt werden, die zum Verweilen einladen wird.“ Vielleicht wird der Platz sogar noch gemütlich – was derzeit beim Platzgestalten sonst, so scheint's eher, nicht das allererste Anliegen ist. Immerhin ist unbestritten: „Unsere Bäume sind für das Klima essentiell. Sie nehmen das Treibhausgas CO2 auf und setzen Sauerstoff frei. Dadurch helfen sie, die Temperaturen auf der Erde stabil zu halten. Je mehr Bäume es gibt, desto mehr CO2 kann folglich gebunden werden.“

Bilder: Stadtarchiv (1); Wildbild (1): Wikimedia / trustus / Andreas Praefcke (1)

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014