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Im Luft-Duett mit 35 Glocken

TRAUERFALL / GLOCKENSETZER ERICH SCHMIDT

14/12/18 Das klinget so herrlich war sein erstes „Opus“ für das im Jänner 2011 nach der großen Renovierung wieder erklingende Salzburger Glockenspiel auf dem Turm der Neuen Residenz. Nun ist der Glockensetzer Erich Schmidt verstorben.

Von Heidemarie Klabacher

„Das Salzburg Museum trauert um den langjährigen Glockensetzer des Salzburger Glockenspiels Erich Schmidt, der sich seit 1988 gemeinsam mit seiner Frau Adelheid leidenschaftlich um das monatliche Stecken der Melodien, um Wartung und Reparaturarbeiten gekümmert hat“, meldet das Salzburg Museum.

„Wie wird man eigentlich Glockenspiel-Setzer?“ Sei da ein Musiker, ein Instrumentenbauer, ein Uhrmacher gefragt, fragte DrehPunktKultur vor bald genau sieben Jahren, am 27. Jänner 2011, anlässlich der Wieder-In-Klang-Nahme des Glockenspiels, den nun verstorbenen Erich Schmidt.

Dieser hat ins Glockenspiel „hineingeheiratet“. Begonnen hat es mit der Optiker- und Uhrmacherfamilie Fischer. 1873 hat Schmidts „Ur-Schwiegergroßvater“ die Betreuung des Glockenspiels übernommen. Seither werden die Aufgaben an die jüngeren Generationen weiter gereicht. Erich Schmidts Schwiegervater war Karl Weiser. „Ab meiner Schwiegersohn-Tätigkeit“, sagte der jetzt Verstorbene vor sieben Jahren im DrehPunktKultur-Gespräch, sei er „mit Weiser regelmäßig aufs Glockenspiel gegangen“.

1988 wurde Erich Schmidt offiziell Stiftsetzer am Glockenspiel. Immer an seiner Seite bei der Glocken-, Walzen- und Stiftsbetreuung: Ehefrau Adelheid Schmidt, „die sich weiterhin um die Betreuung des Glockenspiels kümmern und auch die nächste Generation mit den anfallenden Tätigkeiten vertraut machen werde“, wie nun das Salzburg Museum meldet.

Schon der unter Wolf Dietrich erbaute Palast hatte einen Turm, der Ende des 17. Jahrhunderts erhöht und „mit einem Glockenspiel ausgestattet“ wurde: Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun hatte die 35 Glocken 1695 beim Glockengießer Melchior de Haze in Antwerpen gekauft und das Glockenspiel Anfang 1704 in Betrieb nehmen lassen. Die Tonreihe umfasst drei Oktaven mit allen Halbtönen. Der Salzburger Büchsenmacher Franz Sulzer und der Glockengießer Benedikt Eisenberger stellten 1702 den Antriebsmechanismus und die Messingwalze her, in die der Hofuhrmacher Jeremias Sauter als Hauptverantwortlicher für das Werk dann die zum Betrieb notwendigen 7.964 Löcher bohrte. Seit 1704 spielt nun das Glockenspiel insgesamt gut hundert Musikstücke, von denen 16 Johann Michael Haydn zugeschrieben werden. Die Musikstücke von Vater Leopold Mozart sind Bearbeitungen aus dem 19. Jahrhundert.

1873 wurde vom Uhrmacher Johann Baptist Fischer ein Uhrwerk eingebaut, das mit Hilfe einer speziellen Vorrichtung das Spielwerk auslösen konnte. Das wertvolle Uhrwerk ist zwar heute noch vorhanden, die tägliche Auslösung um 7, 11 und 18 Uhr erfolgt nun allerdings durch eine elektrische Uhr. Auch für den Antrieb der großen Messingwalze wurde schon vor Jahrzehnten ein Elektromotor eingebaut. Nach der Restaurierung von 2010/2011 kann das Antriebswerk für Vorführungen aber auch wieder per Handkurbel aufgezogen werden.

Gleich nach der Wieder-Eröffnung des Glockenspiels im Jänner 2011 hatten die Glocken schon im Februar statt Mozart und Haydn Zeitgenössisches zu bimmlen: Die Salzburg Biennale – großes Festival Zeitgenössischer Musik inzwischen eingegangen – hatte vier Kompositionsaufträge für das Glockenspiel erteilt. Einen Monat lang – so lang dauerte  die für Salzburg dann doch zu großformatige Biennale – wechselten sich Johannes Kralls Kaskaden ab mit Glockenstücken von Andreas Aigmüller, Thomas Kessler und Dieter Schnebel. Auch Rècit evangelique von Olivier Messiaen ist von den Salzburger Glocken schon gespielt worden. Natürlich erst, nachdem das Glockensetzer-Ehepaar Erich und Adelheid Schmidt die richtigen Stifte in die richtigen Positionen auf der Walze gesteckt hatte. Nun ist dies Adelheid Schmidts alleinige Aufgabe. Aber die nächste Generation steht ja schon – nicht in den Start- sondern den Walzen-Löchern. Das klinget so herrlich.

www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-klaba

 

 

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