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Siebzig Plätze sind schon reserviert

PFARRKIRCHE MÜLLN / HIMMELS-TERRASSE

02/05/18 Der Blick nach oben ist ebenso schön, wie der Blick nach unten – immerhin liegt das Weltkulturerbe Salzburg der „Himmels-Terrasse“ zu Füßen. Nach einjähriger Bauzeit wurde heute Mittwoch (2.5.) der gut dreitausend Quadratmeter umfassende Friedhof „Himmels-Terrasse“ rund um die Pfarrkirche Mülln wieder öffnet. Begräbnisse sollen stattfinden, Erholungssuchende einen Platz der Ruhe finden.

Von Heidemarie Klabacher

„Wir haben nicht gewusst, ob wir hier überhaupt herein dürfen…“ Drei junge Touristinnen aus Fernost haben einen guten Tag erwischt: Zum ersten Mal seit 140 Jahren – Tage der offenen Tür oder des Denkmals vielleicht einmal ausgenommen – kann der Müllner Friedhof wieder betreten werden. „Oh, dann ist das ja eine ganz besonderer Tag“, sagt die junge Frau. Recht hat sie.

„Nach der Schließung des Friedhofs im Jahr 1878 können jetzt wieder Menschen auf einem bedeutsamen historischen Platz ihre letzte Ruhe finden“, sagte Abt Johannes Perkmann vom Stift Michaelbeuern. „Die Verstorbenen werden in Bio-Urnen in Hainen beigesetzt, wobei keine konkrete Kennzeichnung vor Ort erfolgt. Eine gemeinsame Tafel für alle Bestatteten und ein Verzeichnis hält die Namen fest und lädt zum Gedenken ein.“

Wichtig sei, so Abt Johannes, dass es sich nicht um anonyme Bestattungen handeln werde. Wichtig über den Tod hinaus sei die Person. Eine Distanzierung der Kirche von dieser Bestattungsform sei schon vor Jahren beendet worden. Beim Verbot von Urnenbestattungen im 19. Jahrhundert habe es sich, so Perkmann, um ein „Mittel des Kulturkampfes“ gehandelt. Zuletzt habe Papst Franziskus die Möglichkeit einer Urnenbestattung bestätigt.

Prominente Unterstützung erfuhr die „Himmels-Terrasse“, die auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, durch den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Von diesem besonderen, nach oben weisenden Kraftort aus wird man auf den Horizont schauen, an dem einander Himmel und Erde berühren.“

Ebenso freut sich Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler über die Revitalisierung des alten Friedhofs: „Dass auf diesem zu Unrecht vergessenen und vernachlässigten Stück Erde rund um die Kirche jetzt eine überkonfessionelle Begräbnisstätte entstehen wird, berührt mich zutiefst und hat meine volle Unterstützung.“

1879 eröffnete die Stadt Salzburg den Kommunalfriedhof. Gleichzeitig wurden kleinere Friedhöfe wie jene von St. Sebastian oder Mülln gesperrt. 140 Jahre lang wurde in Mülln niemand mehr bestattet.

Der Ausblick auf die Altstadt ist einzigartig. Eine Besonderheit sind die Columbarien, die Begräbnisstätte der Mönche. Ein wunderschön ausgestattetes bestens renoviertes Kleinod ist die Kreuzkapelle, die ehemalige Aussegnungskirche. Die Müllnerkirche selber - einer der strahlendsten und freundlichsten Barock-Kirchen überhaupt - bitte nicht vergessen zu besuchen! Die gesamte Klosteranlage mit Kirche, Friedhof und dem Augustiner Bräustübl Mülln ist Teil des Benediktinerstifts Michaelbeuern.

Die Bestattung erfolgt nach den Rahmenbedingungen der geltenden Salzburger Friedhofsverordnung und steht allen Menschen unabhängig von Herkunft und Religion offen, die das Konzept des Friedhofs bejahen. Reservierungen sind jederzeit möglich, es muss dazu eine einmalige Nutzungsgebühr von 1.250 Euro bezahlt werden.

Feierliche kirchliche Einweihung der „Himmels-Terrasse“ ist am 10. Mai, dem Hochfest Christi Himmelfahrt um 17 Uhr. Die Vesper wird von der Choralschola der Abtei Muri Gries und vom Collegium Vocale gestaltet. Unter der Leitung von Albert Hartinger erklingen Psalmen in der Vertonung des Salzburger Hofkapellmeisters Stefano Bernardi. Das Notenmaterial wurde für diese Aufführung eingerichtet und wird zum ersten Mal seit Entstehen der Werke wieder erklingen.

Bilder: dpk-klaba

 

 

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