Akustisches Mahnmal gegen das Vergessen
RADIOFABRIK / NOMINIERT
15/05/17 Nachdem die Radiofabrik mit den „Hörstolpersteinen“ bereits den Media Literacy Award des Bundesministeriums für Bildung gewonnen hat, ist das Projekt nun für den Alternativen Medienpreis nominiert. Der Preis ehrt Medienprojekte im deutschsprachigen Raum, die Themen abseits des Mainstream innovativ und kritisch vermitteln.
Von Heidemarie Klabacher
Der nominierte Hörstolperstein setzt Theresia Karas ein akustisches Denkmal. Die 14-jährige Salzburgerin wurde 1941 aufgrund einer Verkrümmung ihrer linken Hand Opfer der NS-Euthanasie.
Der Hörstolperstein ist einer von zehn, der in Kooperation der Radiofabrik mit Schülerinnen und Schülern der 4B-Klasse des Akademischen Gymnasiums Salzburg entstand: „Ein ganzes Semester lang arbeiteten die Schüler Manuel Adlgasser, Philipp Crome und Maximilian Nitschke im Rahmen des Geschichteunterrichts an diesem Hörstolperstein. Die Auswahl des Stolpersteins, die Kontaktaufnahme mit dem Interviewpartner und die
inhaltliche und technische Umsetzung – bei allem hatten die drei Schüler das Sagen und wurden dazu in Workshops und Einzelcoachings von Carla Stenitzer, Ausbildungsleitung der Radiofabrik, unterstützt“, berichtet die Radiofabrik.
In der kurzen Hörbiografie wird das Schicksal von Theresia Karas in Erinnerung gerufen, die unter falschen Vorwänden in Hartheim ermordet wurde. Zu Wort kommt ihr noch lebender Neffe Roland Rettenbacher, der über die verzweifelte Suche von Theresia Karas Eltern nach der Wahrheit spricht.
Dass die Hörstolpersteine bereits im Oktober 2016 mit dem Media Literacy Award ausgezeichnet wurden, zeige, so Carla Stenitzer, „den besonderen medienpädagogischen Wert des Projekts: „Durch das aktive Tun, den Bezug zum eigenen Umfeld und die intensive Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen wird das Verständnis der Jugendlichen für Hintergründe und Prozesse des Nationalsozialismus gefördert. Die klassische
Vermittlung im Schulunterricht kann das auf diese Weise nicht leisten. Und ganz nebenbei haben die Jugendlichen auch noch grundlegende Medienkompetenzen erlernt.“
Ob die Radiofabrik mit dem Alternativen Medienpreis die zweite Auszeichnung für das Projekt entgegen nehmen kann, werde sich, so die Radiofabrik, am 2. Juni bei der Preisverleihung in Nürnberg herausstellen.