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Kürbis ist und wahr

GLOSSE

Von Heidemarie Klabacher

10/11/17 Was haben nur all diese links-linken Blätter – wir verstehen uns ja selber als solches, nur fällt das bei den vielen Streichquartett- und Kirchenmusik-Besprechungen nicht so auf –, was also haben Standard und Falter immer mit dem Kürbis? Sie zeigen Missbrauch wie neue Wege auf.

„Muss man sich schlecht fühlen, wenn man Kürbis mag?“ So die erste der FAQs im „Gerichtsbericht“ von Werner Meisinger im aktuellen Falter. Die Antwort ist trostreich: „Nein. Man muss nur damit umgehen können.“ Jedenfalls hat der Falter nicht nur beim Pilz, sondern auch beim Kürbis recht und der Standard einen neuen Chefredakteur. Mal schauen, welche Kürbis-Linie dieser in den online-Foren vorgeben wird, wie lange man Schale und Kern überhaupt noch in standardrosa Papier eingeschlagen kann - politisch korrekt bis in die Biotonne.

Den Gatsch-Angriff von Severin Corti, schon Jahre her, haben wir als bekennende Kürbisianer jedenfalls bis heute nicht verdaut. Auch das Netz vergaß nicht: „Cremig verquirlt, dank ordentlich Suppenpulver auf ‚an Gschmock'n‘ (© TV-Koch Andi) gebracht, mit obszönen Mengen an Schlagobers zu landesüblicher Kalorienpotenz getunt und zum Drüberstreuen mit ein paar angeschimmelten Kernen ausgarniert - so lässt sich der Kürbis als Vorspeise zurichten, die auch noch richtig gern geordert wird.“ War anno ´10 ein Einserkastl und sogar vom Saufutter war da die Rede.

Anders der Falter ´17. Der geht das Kürbis-Missbrauchs-Problem soziologisch an. „Um sich in dieser Gesellschaft wohlfühlen zu können, sich als Beitragender zu dieser Welt wertschätzen zu können, fühlt sich der neumoderne Mensch bemüßigt, seine innovationshysterische Welt durch eigene Innovationen zu bereichern“, schreibt Meisinger. „Da nur wenige über die Fähigkeit oder Betriebsmittel verfügen, den Wasserstoffantrieb oder Facebook zu erfinden, versuchen sich viele am Kochen.“ Immer noch besser, als performative Installationen entwickeln oder Romane dramatisieren, wenden wir von der Kultur leise dagegen ein. Aber sie haben schon recht, Falter und Co.

Vielleicht sollten wir die Kürbisse einfach in Ruhe lassen, Cinderellas gute Fee bitten, sie alle in niedliche Kutschen zu verwandeln und uns so ins bastifreie Exil tragen lassen. Bhutan vielleicht? Das Brutonationalglück soll dort hoch sein und Kürbis gibt es nicht. Das Nationalgericht besteht aus grünem Chili und Yakkäse.

 

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