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Schnabelkannenkrimi

BUCHBESPRECHUNG / WOLFGANG KAUER / FRAU VENUS AUF WANDERSCHAFT

19/05/15 Wer Freude und Lust hat, den phantastisch fabulierten Irrungen und Wirrungen eines modernen Ritters nachzuspüren, möge die Schnabelkannen-Trilogie des Salzburger Autors Wolfgang Kauer der Reihe nach zur Hand nehmen. Der dritte Band „Frau Venus auf Wanderschaft“ ist soeben bei Edition Innsalz erschienen.

Von Ulrike Guggenberger

Will, Kunststudent und Held der dreibändigen Fabel, verlässt nach unerfreulichen Zufällen im Zusammenhang mit Studien an der berühmten keltischen Schnabelkanne vom Halleiner Dürrnberg die Stadt Salzburg und endet im Gastgewerbe auf der Insel Sardinien.

Es fügt sich, dass er bei Oristano ein Brunnenheiligtum entdeckt. Mit Archäologie vertraut, stellt er einen architektonischen Zusammenhang mit der Dürrnberger Schnabelkanne her und einen mythischen mit unserer Sagenfigur „Frau Percht“, die ihm als „Die Verhüllte“ bereits aus etruskischen Grabhügeln bekannt ist. Das Interesse des Kunsthistorikers ist geweckt und von nun an stößt er wiederholt auf geheimnisvolle Verbindungen zur vorchristlichen Erdmutter, teils auch als Mondgöttin verehrt.

Wolfgang Kauers Trilogie ist vergleichbar mit einem modernen Ritterroman. Als Vereinsmitglied einer Privilegienritterschaft und in Begleitung des Romans „Frauendienst“ des Minnesängers Ulrich von Lichtenstein zieht Will in die Welt hinaus, um Abenteuer zu bestehen. Wird er seine Auserwählte erobern können?

Erstaunlich die Fülle von Assoziationen und Verknüpfungen, die der Autor heraufbeschwört. In den letzten Szenen der Trilogie versteigt sich Will in einer Felsbilderwand und nimmt das Gesicht eines alten Mannes wahr. Ist es der Totengott in Gestalt des Berggeistes? Findet Wills Leben hier sein Ende? Oder hat sich ein Bergretter zu ihm abgeseilt?

Wolfgang Kauer: Frau Venus auf Wanderschaft. Roman. Edition Innsalz; Aspach 2015. 547 Seiten; 25 Euro - edition-innsalz.at

 

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