BACHWERKVOKAL
Aus vier mach eins
07/03/24 Wer hat die Brockes-Passion geschrieben? Kundige Musikfreunde antworten da wohl wie aus der Pistople geschossen mit Georg Friedrich Händel. Stimmt, aber die Antwort ist unvollständig, wie man am kommenden Sonntag (10.3.) in einem Konzert von BachWerkVokal in der Christuskirche hören wird.
1712 veröffentlichte der Hamburger Dichter und Gelehrte Barthold Heinrich Brockes (1680-1747) den Passions-Oratorientext Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus, sein erstes dichterisches Werk, das ihn berühmt machen sollte. Bereits 1718 existierten vier vollständige Vertonungen von den führenden Komponisten der Zeit, die alle in freundschaftlicher Verbindung zu Brockes standen. Namentlich handelt es sich um Reinhard Keiser (1674-1739), Georg Philipp Telemann (1681-1767), Johann Mattheson (1681-1764) und Georg Friedrich Händel (1685-1759). Auch Johann Sebastian Bach vertonte in seiner Johannespassion BWV 245 Texte dieses Librettos.
1730 ließ die Direktorin der Hamburgischen Gänsemarktoper Margaretha Susanna Kayser innerhalb von drei Wochen sowohl diese vier Vertonungen als auch eine Pasticcio-Fassung, einen Auszug der besten Arien und Chöre aus allen Vieren, aufführen. „Offenbar kannte man schon im 18. Jahrhundert das Best of-Prinzip”, sagt Gordon Safari, der dieses Stück mit seinem Ensemble BachWerkVokal vorstellt – nicht nur in Salzburg, sondern eine Woche später auch bei den Telemann-Festtagen Magdeburg. Das Zentrum für Telemann-Pflege und Forschung Magdeburg hat die Pasticcio-Fassung aus den vier Brockes-Passionen rekonstruiert, das Ensemble BachWerkVokal wurde damit betraut, sie aus der Taufe zu heben. (BachWerkVokal)