TODESFALL
Friedrich Kurrent (1931-2022)
11/01/22 Eigentlich hätte Clemens Holzmeister Pfarrkirche Parsch bauen sollen, bei ihm hatten die Missionare vom Kostbaren Blut wegen eines Kirchenneubaus angefragt. Der aber empfahl seine Schüler, die sich gerade als arbeitsgruppe4 zusammengetan hatten. Einer von ihnen, Friedrich Kurrent, ist am Montag (10.1.) im Alter von neunzig Jahren gestorben.
Mitglieder der arbeitsgruppe 4 waren neben Friedrich Kurrent Wilhelm Holzbauer, Otto Leitner und Johannes Spalt. Sie schufen also in Parsch in den frühen 1950er Jahren eine der ersten Kirchen der Moderne in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Für alle vier ein Grundstein für nachhaltige Karrieren als Architekten. Zehn Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil kreierte Kurrent dort ein Gotteshaus mit einem „Volksaltar“.
Für das Mozartjahr 2006 hätte Friedrich Kurrent für Salzburg einen schlichten Holzbau erdacht, ein „Haus für Mozart im Bruderhof“ quasi zwischen Sebstiansfriedhof und Lorettokloster. Das Gebäude hätte sich seitlich an die Mauer des Sebastianfriedhofs geschmiegt. Dieser Plan hat es freilich gar nie in die Medien und damit an die Öffentlichkeit gebracht, erst 2015 wurde er in einer Ausstellung „Ungebautes Salzburg“ kommuniziert. Als Juror war Kurrent dann mit dem Baugeschehen im Festspielbezirk befasst.
Friedrich Kurrent, in Hintersee geboren, besuchte die Gewerbeschule Salzburg und studierte an der Akademie der Bildenden Künste Wien, eben bei Clemens Holzmeister. Kurrent war von 1973 bis 1996 Ordinarius des Lehrstuhls für Entwerfen und Raumgestaltung an der Technischen Universität München, zusätzlich lehrte er dort das Fach Sakralbau. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
In den frühen 1960er Jahren war Kurrent nochmals in Salzburg tätig und entwarf, wieder gemeinsam mit den Kollegen der arbeitsgruppe4 das Kolleg St. Josef Salzburg-Aigen. 1956 und 1957 war er Assistent an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg bei Konrad Wachsmann, 1982 übernahm er die Leitung der Architekturklasse an der Sommerakademie mit Friedrich Achleitner. 1991 baute er die Bergkapelle in Ramingstein. 2007 erhielt Kurrent das Silberne Ehrenzeichen des Landes Salzburg. (dpk)
Bild: Land Salzburg / dpk-Archiv