TODESFALL
Philipp Harnoncourt
27/05/20 In seine Zeit als junger Wissenschafter fiel die Etablierung einer neuen Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils: ein reiches Betätigungsfeld für den Theologen Philipp Harnoncourt (1931-2020).
Der emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz ist in der Nacht auf Dienstag (26.5.) im Alter von 89 Jahren verstorben. Mit seinem Bruder Nikolaus Harnoncourt teilte er das Interesse für Musik, der er sich dann aber quasi an der „Nebenfront“, als Wissenschafter widmete. Zum Beispiel als Mitarbeiter am Gotteslob, mit dem die deutsche Sprache in der Liturgie auch im Kirchengesang endgültig festgeschrieben wurde.
1963 gründete Philipp Harnoncourt an der heutigen Kunstuniversität Graz die Abteilung Kirchenmusik und leitete sie neun Jahre lang. 1972 wurde er Universitätsprofessor stand bis zu seiner Emeritierung 1999 dem Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie vor.
In seinem letzten Lebensjahrzehnt hat Philipp Harnoncourt tatkräftig mitgeholfen, ein besonderes Juwel des gotischen Kirchenbaus zu retten: Die Heilig-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur, ein dreiseitig-symmetrischer Bau, war bereits Ende des 18. Jahrhunderts profaniert worden und kaum mehr als ehemaliges Gotteshaus erkennbar. Auf Philipp Harnoncourts Betreiben hin wurde das in Österreich aus dieser Epoche einzigartige Denkmal, eine der Dreifaltigkeit gewidmete Kirche, ab 2011 wiederhergestellt.
Anlässlich seines 80. Geburtstages stiftete Harnoncourt den auf die Trinität Bezug nehmenden Kunstpreis "1+1+1=1", der den Fokus auf die christliche Gottesvorstellung in Bildender Kunst, Literatur und Musik legte.
Besonders verdient gemacht hat Philipp Harnoncourt sich auch im ökumenischen Dialog vor allem zwischen katholischer Kirche und Orthodoxie. Er war Vorstandsmitglied der Stiftung „Pro Oriente“ und wurde 1997 wurde er in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) zum Ehrendoktor in orthodoxer Theologie ernannt. (dpk-krie)
