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GRAZ / OPER

Il Trovatore

10/10/17 Wie oft eigentlich ist im Libretto von Verdis „Il trovatore“ von Zigeunern die Rede? In die Übertitelung in der Grazer Oper hat sich das Wort nicht ein einziges Mal durchgeschlagen. Hat da jemand mit vorauseilender Political correctness dreinredigiert?

Von Reinhard Kriechbaum

Die Zurückhaltung verwundert, den der Abend ist alles andere als unpolitisch. Regisseur Ben Baur hat die Aufführung ins Berlin der 1930er Jahre übertragen, ins Nachtklubmilieu. „Ein Tanz auf dem Vulkan ohne Blick für die trügerischen Vorzeichen. Freigeister, Militärs, Künstler, Verführer und Verführte – alle versammeln sich in den nächtlichen Varietés und Tanzpalästen (…) Wie die Motten das Licht sucht man sich gegenseitig und lässt Identitäten und Geschichten an der Garderobe zurück.“ So der Regisseur im Programmheft.

Irgendwie scheint dann aber schon auch Verdi an der Garderobe abgegeben: Man kann es mit Camouflage nämlich schon der Musik und ihren Interpreten optimal schwer machen. Die vielen Geschichten und Einzelheiten, die Ben Baur erzählt, machen die Handlung nicht plausibler. Und man müsste die Vorstellung wohl fünf Mal sehen und würde immer noch irgendwelche mit zeitgeschichtlicher Bedeutung aufgeladene Details entdecken. Die Anspielung auf Gustav Gründgens (in Mephisto-Schminke), wiewohl homosexuell ein Nazi-Liebling, ist schon weit hergeholt. Der Verdacht liegt also nahe, dass da eine Oper und ein Publikum nicht wenig überfordert werden.

Vorwiegend Positives ist hingegen von der musikalischen Seite der Grazer Eröffnungspremiere zu berichten. Außerordentliche Tempo-Flexibilität hält der Dirigent Andrea Sanguineti bereit, er hält den Klang des Grazer Philharmonischen Orchesters weich und sängerfreundlich und nimmt auch den „Reißer“ dieser Partitur das Knallige. Ein sehr internationales Grüppchen an Gästen ist da am Werk. Lana Kos (eine gebürtige Kroatin) kehrt als Leonora vor allem die lyrischen Seiten der Partie hervor. Nora Sourouzian ist eine Azuzena von außerordentlicher Charakterstärke, und so gelingt es ihr, den szenischen Tort beinah vergessen zu machen. Stefano Secco ist ein stimmlich untadeliger Manrico, der aber genau daran leidet, dass ihm der regisseur eigentlich das Spiel verweigert. Rodion Pogossov als Luna hat gegen Ende zu manche Intonations-Ausreisser in den ersten beiden Akten wieder gut gemacht.

Aufführungen bis 3. Juni 2018 – www.oper-graz.com
Bild: Grazer Oper / Werner Kmetitsch

 

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