ST. GEORGEN / SIGL-HAUS
„Blaues Wunder – Flachs“
08/09/17 Ab kommenden Sonntag (10.9.) hat das Sigl-Haus in St. Georgen wieder offen. Dort kann man heuer die Sonderausstellung „Blaues Wunder – Flachs“ sehen.
Rund um die Produktion von Flachs kann man schöne kulturhistorische Schmankerln erzählen. Zum Beispiel vom „Brechelbad“, einem kleinen Nutzgebäude, das (aus Gründen der Feuer-Sicherheit) deutlich abseits stand von den Bauernhäusern. Im Brechelbad wurde der Flachs gedörrt, dann wurde er mit Hilfe der Brecheln gebrochen, um die Leinenfasern zu gewinnen. Früher hat man die Wärme doppelt genutzt, Brechelbäder entsprachen der finnischen Sauna. Gegen solche Community-Hygiene sprach ab dem 18. Jahrhundert aber die Sittlichkeit, und später hat man sich die Flachsproduktion am Bauernhof sowieso erspart. Schade, denn der Flachs gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen.
Die Ausstellung im Sigl-Haus widmet sich also dem Lein (Linum usitatissimum), wie der Flachs auch heißt. Dem Leinen hat er den Namen gegeben. „Den Anlass zur Ausstellung gab uns eine Altbäuerin aus dem Ort, sie überließ dem Kulturverein Sigl-Haus im Frühling 2016 eine kostbare Schenkung aus historisch wertvollem Leinen“, berichtet die Kuratorin Hiltrud Oman. „Ihre von Hand gewebten Objekte bestehen aus Flachsfasern, die vor 1850 im Ort gesät, geerntet, zu Leinengarn versponnen und weiter zu Textilien verarbeitet wurden.“ Zwei Nachthemden („Pfoad“ sagt man im Dialekt dazu) stammen beispielsweise aus dieser Zeit, auch ein Mehlsack.
Erstmals ist man für diese Ausstellung der Geschichte der Brechelbäder und Webergütln in der Gemeinde St. Georgen nachgegangen. Die Suche nach dem ältesten Webergütl führt gar aufs Jahr 1640 zurück.
Neben den historischen Flachsverarbeitungsgeräten traditionellen und neuzeitlichen Leinenobjekten gibt die Schau einen Überblick auf aktuelle, künstlerisch gestaltete Objekte auf der Basis von Flachsfasern. Sonja Brandl, Fiona Crestani, Christine Dotzauer, Gisela Eder, Erich Gruber, Cordula Hofmann-Molis, Gunther Hofmeister (1942-2013), Rosalinde Künstner, Carl Mayr (1875-1942), Eva Möseneder, Rosemaria Ott, Christof Paulowitz, Gabriela Rosenkranz, G. Silwa Sedlak, Angelika Traxler haben Kunst beigesteuert.
Und dann gibt es ja auch das Leinöl: Es wird also auch der Pflanze als Lebensmittel ein Augenmerk geschenkt. (Sigl-Haus/dpk-krie)
Von 10. September bis 15. Oktober, jeweils Sonntag 13-17 Uhr. Gruppen und Schulklassen können auch andere Termine ausmachen (Tel. 0664-5322191) – www.sigl-haus.at
Bild: Kulturverein Sigl-Haus St. Georgen