Minimal-Knochen-Dichte
INTERVIEW / WINTERFEST / THOM MONCKTON
12/12/19 Mit biegsamen Händen und einer Art Gummi-Gesicht kreiert der finnische Künstler Thom Monckton seine knochen-lose Körper-Performance. Only bones v1.0 ist ein hypnotisierendes Solo, das mit kleinstem Aufwand auf kleinstem Raum die größten Geschichten erzählt. Im Winterfest-Interview erzählt der Körper-Performer, der sich bewusst nicht einen Clown nennt.
Winterfest: Thom, wann hast du festgestellt, wie viel Talent in deinem Gesicht steckt?
Thom Monckton: Seit ich denken kann, werde ich auf mein expressives Gesicht angesprochen. Ich glaube allerdings, dass ein großer Teil von diesem Talent in meiner DNA steckt!
Winterfest: Du bist in Neuseeland aufgewachsen, hast die École Jaques Lecoq in Frankreich besucht und lebst jetzt in Finnland. Wie hat das Leben in unterschiedlichen Ländern deine Kunst beeinflusst?
Thom Monckton: Ich habe das große Privileg, dass ich mir immer aussuchen konnte, wo ich leben möchte. Das hat mich inspiriert, meine Stücke möglichst universell zugänglich zu gestalten. Gleichzeitig ließ es mich auch verstehen, wie immens groß die Welt ist und wie wertvoll die Produktion von Stücken für ein kleineres Publikum ist. Meine wichtigste Erkenntnis ist aber, dass Menschen immer Menschen sind, egal woher sie kommen.
Winterfest: Du bespielst nur ungefähr einen Quadratmeter des Bühnenraumes, dafür werden aber fast ausschließlich dein Körper und dein Gesicht zur Bühne. Was ist die Idee dahinter?
Thom Monckton: Ich liebe Clownerie und Physical Comedy. Ich wollte mit diesen Kunstformen experimentieren, sie neu verpacken und auf eine Art präsentieren, dass man sie nicht wieder erkennt. Meine Herangehensweise dabei ist es, das Physical Theatre auf seine Essenz herunterzubrechen: Auf den Körper, seine teilweisen Mikro-Bewegungen und auf die Suche nach dem Lachen des Publikums.
Winterfest: Was ist Micro-Physical Theatre?
Thom Monckton: Eine körperzentrierte Vorführung, die nur sehr wenig Platz benötigt. Einen meiner liebsten Lacher ernte ich in »Only Bones v 1.0« lediglich durch das Heben meines kleinen Fingers.
Winterfest: Würdest du dich selbst als Clown bezeichnen?
Thom Monckton: Das kommt darauf an, wo ich gerade bin. Ich passe die Art, wie ich mich präsentiere, auf den Kontext an. Generell vermeide ich das Wort Clown und greife lieber auf Körper-Komödiant, Zirkuskünstler, Schauspieler, Comedian oder Physical Performer zurück. Clownerwie ist ein sehr breit gefächerter Begriff und manchmal ist es kontraproduktiv, meine Arbeit so zu beschreiben – auch wenn es natürlich im weitesten Sinne das ist, was ich tue. Oft ist es treffender, statt 'Ich bin ein Clown', zusagen: 'Ich stehe auf der Bühne und wackle zur Unterhaltung ein bisschen mit dem Körper herum.'