Vom Vier-Jahreszeiten-Festival für Liszt
REST DER WELT / RAIDING / LISZT-FESTIVAL
02/07/10 Eine kurzfristige Änderung - Andrei Gavrilov musste aus gesundheitlichen Gründen absagen - ließ eine spannende Begegnung mit dem aus Odessa stammenden Pianisten Boris Bloch zu.Von Wolfgang Stern
Seitdem die Konzerte in Händen der Brüder Johannes und Eduard Kutrowatz sind, boomt Raiding. Auch im zweiten Abschnitt des Vier-Jahreszeiten-Festivals ist der Publikumszustrom besser, als es sich wohl auch Optimisten erhofften. Dem Intendantenduo gelingt es, Publikum auch von weiter her, besonders aus dem Wiener Raum, in das Mittelburgenland zu bringen. Und wenn man dann mit Künstlern wie Boris Bloch aufwartet, ist Mundpropaganda gesichert.
Boris Bloch widmete sich dem Werk von Frederic Chopin und Franz Liszt. Eher bescheiden tritt der Star auf, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen sitzt er stoisch vor dem Flügel, seine Finger allein sind sein Werkzeug. Es gibt in seinem Spiel keine Schwachstelle. Diverse Werke Chopins, so die Polonaise A-Dur, op. 40/1, das Nocturne fis-moll, op. 48/2, oder das Scherzo h-moll, op.20 setzt er perfekt in den Raum, von dessen Akustik immer mehr Musiker überzeugt sind und dadurch einem Engagement in Raiding nicht abgeneigt wären. Mit rasenden Tempi und schwierigsten Akkordverbindungen überzeugt Bloch ebenso wie im elegischen, ja geradezu pathetischen Spiel und in seiner Ausdruckstiefe. Absolute Konzentration zeigte er in Chopins überlangem Scherzo h-moll, op.20.
Tief beeindruckt von der Renaissance Italiens und den Dichtungen Dantes und Petrarcas schuf Franz Liszt in den Jahren 1838 bis 1839 das siebenteilige Opus „Années de pelerinage. Deuxieme Année: Italie“. Die Tonsprache des damals 27-Jährigen verblüffte damals und auch heute noch. Blochs klare Sprache, mit vielfältigen Ausdrucksmitteln zu agieren, zeigen die Qualität eines Sirs der russischen Klavierschule. 2011, dem großen Lisztjahr, wird man Borsi Bloch in Raiding wieder begegnen.
„Göttliche Komödie“ ist Thema des nächsten Festival-Abschnitts von 20.-24. Oktober 2010. In einem Dreijahres-Projekt bis 2012 lassen Martin Haselböck und seine Wiener Akademie in Raiding das gesamte Orchesterwerk von Liszt hören. - www.lisztfestival.at