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Königliche Rivalinnen

ZÜRICH / OPER / MARIA STUARDA

17/04/18 Diana Damrau gab in Zürich ihr umjubeltes Rollendebüt als Maria Stuarda in der gleichnamigen Oper von Gaetano Donizetti. Ihr zur Seite ein gutes Ensemble begleitet von Enrique Mazzola am Pult der Philharmonia Zürich.

Von Oliver Schneider

Ähnlich wie in Christof Loys Inszenierung Mitte Januar im Theater an der Wien rivalisieren die beiden Königinnen um die Liebe des Grafen Leicester auch bei David Alden in Zürich in einem epochenmixenden, mit Marmorwänden ausgekleideten geschlossenen Raum (Ausstattung: Gideon Davey). Lange Roben und Halskrausen deuten das Renaissance-Zeitalter von Maria Stuart und Elisabeth I an, Fauteuils und der Thron sind dem Barock zuzuordnen, viele Kostüme stehen für unsere Zeit. Donizetti erzählt keine historisch-politische Gegebenheit, sondern ein Eifersuchtsdrama, das nur eine der Frauen dank ihrer Macht überlebt.

In Zürich ist Serena Farnocchia die von Donizetti und seinem Librettisten Giuseppe Bardari nicht sonderlich sympathisch gezeichnete Königin von England. Eine im Grunde einsame Frau, derer Einflüsterer versuchen, sie für ihre Interessen zu manipulieren. Dass auch diese Frau Gefühle hat und geliebt werden möchte, zeigt Farnocchia mit ihrem fülligen Spinto-Sopran in ihrer Auftrittsarie und später im Duett mit Leicester. Gewöhnungsbedürftig ist zunächst ihr Grundvibrato.

Dass eine anglikanische Königin im katholischen Italien des 19. Jahrhunderts keine Sympathien haben kann, nimmt Alden in seiner Regie wieder auf. In der großen Begegnungsszene am Ende des ersten Aktes erblickt die engelsähnliche Maria Stuart im goldgelben Gewand eine blutrot gekleidete Frau mit langen, strähnigen Haaren, die mehr wie eine Hexe als eine Königin wirkt. Dass diese Frau der schottischen Königin die Freiheit schenken könnte, ist ganz und gar unmöglich. Leicester, der für den Tod der Stuart votierende Lord Cecil, der um Milde bittende väterliche Talbot und Marias Vertraute Anna betrachten den ungleichen Kampf der Frauen im durch ein paar Pflanzen und grünen Boden Boxring-ähnlich angedeuteten Park von Fotheringhay.

Dass auch Maria kein Engel ist, zeigt Diana Damrau im Duett mit Leicester, in welchem er sie bittet, sich Elisabeth ergeben zu zeigen. Maria mag eine Frau sein, die Liebe zulässt, aber auch sie ist letztlich eine Herrscherin, die sich ihrer Untergebenen zu bedienen weiß und die die Spiele der Macht kennt. Gleichwohl sorgt Donizetti im zweiten Akt in der Kerkerszene und vor der Hinrichtung dafür, dass Maria alle Sympathien des Publikums zufallen. Alden verstärkt dies mit einer etwas outrierten Personenführung. Während der hinterhältige, strähnige Cecil bereits in den Gemächern in Westminster mit dem Beil bereit sitzt, um der Stuart den Kopf abzuschlagen, ist Elisabeth noch im Zweifel. Die Decke hat sich bedrohlich abgesenkt. Als eine dem Wahnsinn nahe Frau interpretiert Farnocchia Elisabeth, die um einen rationalen Entscheid ringt, der hier nicht möglich ist.

Alle Sünden – die Mittäterschaft beim Mord an ihrem ersten Mann, ihre Intrigen – mag man Maria vergeben, wenn Diana Damrau im Kerker in ihrer Beichte reumütig um Vergebung ihrer Sünden bittet. Mit ihrem flexiblen, der Mittellage wunderbar samtigen Sopran, der erdigen Tiefe und ihrer Sicherheit in den Koloraturen. Gestärkt durch die Sündenvergebung durch Talbot, der sich ihr als katholischer Priester zu erkennen gibt (sonor und kultiviert Nicolas Testé), geht Maria dem Tod entgegen. Ihre Angehörige (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) nehmen mit Blick ins Publikum daran teil.

Dass bei der Jagd in den Gründen von Fotheringhay die Frauen Hirschgeweihe und zum Teil Hirschköpfe tragen müssen, die Männer die Jäger sind, ist ein Zusatz, der wenig zur Handlung der Tragedia lirica beiträgt. Und warum muss Elisabeths Thron auf einem liegenden Schimmel platziert sein, auf dem sie später zur Jagd hereingefahren wird? Solche Ergänzungen verwässern nur ein ansonsten stimmiges Regiekonzept.

Pavol Breslik gibt sich alle Mühe, dem scheinbar von beiden Frauen geliebten Leicester, der sich ein Stück weit aber auch zum Spielball ihrer Machtspiele machen lässt, Profil zu verleihen. Darstellerisch gelingt das weniger, stimmlich hingegen sehr dank seiner Leuchtkraft, seiner robust gewordenen Mittellage und seines idiomatischen Phrasierens. Andrzej Filonczyk ist ein widerlicher Cecil mit langen, strähnigen Haaren, Hamida Kristoffersen verleiht der Rolle der Vertrauten Anna darstellerisches Profil. Enrique Mazzola schliesslich lässt die Philharmonia Zürich das Geschehen beherzt, mit Brio und dramatischem Gespür begleiten.

Aufführungen bis 12. Mai – www.opernhaus.ch
Bilder: Opernhaus Zürich / Monika Rittershaus

 

 

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