Tanzabend mit Ballast
ROCKHOUSE / SHOUT OUT LOUDS
02/04/10 Die Ansage war deutlich: „‘Work‘ ist unser bislang bestes Album, wir haben hart an den Songs gearbeitet und freuen uns darauf, sie live zu spielen!“
Von Oliver Baumann
So Adam Olenius, Sänger und Mastermind der Shout Out Louds anlässlich der Veröffentlichung ihres dritten Longplayers im Februar dieses Jahres. Und mit „Fall Hard“ schickte die schwedische Pop-Combo auch gleich einen erfrischenden Hit los, um diesem in einer ausführlichen Promotion-Tournee um den Globus zu folgen. Dabei gilt es auch den voraus eilenden Ruf, eine gute Live-Band zu sein, unter Beweis zu stellen. Den hat man sich durch zahlreiche bejubelte Festivalauftritte erworben.
So war es auch kein Wunder, dass das Rockhouse schon einige Tage zuvor „ausverkauft“ melden durfte und sich am Abend des 1. April kaum mehr ein Platz im dicht gedrängten Rockhouse-Saal fand, um Olenius und co. zuzusehen.
Und die legten los, wie es erwartet wurde, mit „1999“ ihrem stärkstem Song aus „Work“, einer in tiefes Kirschrot getauchten Bühne und einem spürbar erwartungsfrohen Publikum, das nicht müde werden sollte, Refrains lautstark mitzusingen. Ohne große Schnörkel und mit einem bemerkenswerten Drang nach vorne schieben die Shout Out Louds ihre knackigen Songs über den Bühnenrand.
Schnell zeigt sich, welch zentrale Rolle Olenius' Stimme spielt, die bei geschlossenen Augen The Cure's Robert Smith erscheinen lässt. Das markante und charaktervolle Organ des Sängers vermag die meist von treibenden Basslinien und geradlinigen Schlagzeug-Beats getragenen Nummern einer gewissen Gleichförmigkeit zu entreißen. Es ist beinahe unmöglich, dieser Stimme kein Gehör zu schenken! Auch wenn die Fünf auf der Bühne bisweilen etwas müde wirken, können sie sich auf das Hit- und Tanzpotential von Songs wie „Walls“, „Very Loud“, „Impossible“ und dem überragenden „Tonight I Have To Leave It“ aus dem 2007er Album „Our Ill Wills“ verlassen.
Dazwischen zeigt sich, dass es auch bei einer Fülle an erfrischenden Popsongs nicht immer gelingt, diese in einen durchgehend funktionierenden Spannungsbogen eines Neunzig-Minuten-Konzerts zu flechten. So manche Nummer verebbt ob ihres schablonenhaften Konstrukts im Saal („Hard Rain“), fällt Ballast-artig vom Pophimmel ohne beachtet zu werden („Candle Burned Out“). Da macht sich bemerkbar, dass der musikalische Hintergrund zu Olenius’ Stimme oftmals zu flach und gleichförmig ist.
Das Teenager-dominierte Publikum lässt sich davon aber nur wenig irritieren, wissend, dass die nächste Tanz- und Mitsingnummer schon wartet. Und so absolvieren Olenius und seine Mitstreiter ein durchwegs umjubeltes Konzert und verdeutlichen, warum sie als heißer Festival-Akt gelten. Dort ist die Spielzeit ja oft auf maximal sechzig Minuten begrenzt. Für einen abendfüllenden, facettenreichen Auftritt ist noch mehr „Work“ nötig.