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Die Kraft des Gesanges

PASSIONSKONZERT / CHRISTUSKIRCHE

Ganz auf die Kraft des Gesanges setzte die Salzburger Bachgesellschaft in ihrem Passionskonzert. Albert Hartinger und sein „Collegium Vocale Salzburg“ traten kostenlos auf: ein Benefiz für die finanziell darbende Institution, ohne die Salzburg um wesentliche musikalische Farben ärmer wäre.

Von Gottfried Franz Kasparek

altAm Anfang des stimmungsvollen Abends am Dienstag (30.3.) in der akustisch gut geeigneten Christuskirche standen drei Motetten zur Passionszeit von Johann Michael Haydn. Die Chormusik war wohl die eigentliche Stärke des „kleinen Bruders“ des großen Joseph. Das Erbe Palestrinas und Händels kommt in eigenwilliger Tonsprache und oft in phrygischer Kadenzform zur Geltung. Das Collegium Vocale interpretierte die kostbaren Stücke in schöner Homogenität und Klarheit.

Darauf folgte die „Historia des Leidens und Sterbens Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus“ von Heinrich Schütz. Die für die Karwochen-Gottesdienste am Dresdener Hof, wo in dieser Zeit keine Instrumente, nicht einmal die Orgel, erklingen durften, nach 1650 entstandene Passion ist ein Alterswerk des Meisters. Im aus Italien übernommenen „stile recitativo“ der Oper hat Schütz ein ganz und gar nicht „alt“ wirkendes Stück in einer damals aufregend neuen, deutschen Klangrede geschaffen. Die Wort für Wort betonende Erzählung ergreift bis heute in ihrer schlichten Gestik und melodischen Prägnanz. Die großen Passionen Bachs sind ohne diese Pionierarbeit nicht denkbar, aber Schütz war nicht nur Vorläufer, sondern im Rahmen seiner Zeit ein vorwärts strebender Avantgardist von zeitloser Wirkung.

Manuel Warwitz fand als Evangelist die richtige Mitte zwischen expressiver Wortausdeutung, dramatischer Akzentuierung und leicht fließender, lyrischer Tenorkantilene.

Albert Hartinger leitete nicht nur die Aufführung, er sang auch die Sequenzen Jesu mit großer Innerlichkeit und Wärme. Dazu kam eine ganze Reihe von passend eingesetzten Solistinnen und Solisten des  14köpfig angetretenen Collegiums. Klaus Eibensteiner als glaubwürdig zerrissener Petrus, Ernst Lachinger als in jeder Beziehung typmäßig passender Pilatus mit leicht metallischem Charaktertenor und der Altist Gerrit Stadlbauer als mit wenigen Einwürfen eindrucksvoll neurotischer Judas hatten dankbare Aufgaben. Die sparsamen, aber exakt gestalteten chorischen Passagen machten starken Eindruck. Ein schönes geistliches Konzert, welches in der voll besetzten Kirche herzlich bedankt wurde.

Bild: Bachgesellschaft

 

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