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Romantik für Genießer

KULTURTAGE / ROYAL SCOTTISH NATIONAL ORCHESTRA / SØNDERGÅRD

19/10/23 Drei Abende lang ist das Große Festspielhaus bei den Kulturtagen fest in Schottischen Händen: Das Royal Scottish National Orchestra war zuletzt 2005 unter Walter Weller in Salzburg. Damals wie heute – unter der Leitung von Thomas Søndergård – war Edvard Griegs Klavierkonzert im Gepäck. Solistin Lisa de la Salle schenkte eine Sternstunde.

Von Horst Reischenböck

Es gäbe auch schottische Tonschöpfer... Immerhin durfte gleich zu Beginn des Konzerts am Mittwoch (18.10.) im Großen Festspielhaus mit einer Strauss‘ Zeitgenossin, der aus Birmingam stammenden Komponistin Dorothy Howell, Bekanntschaft geschlossen werden. Deren frühe symphonische Tondichtung Lamia, basierend auf einer gut hundert Jahre zuvor von John Keats verfassten Novelle, machte sie spontan auf derm Inselreich berühmt. Das Werk blieb – wenn auch nur auf der Insel – im Orchesternrepertoire. Spontan wirkungsvoll, auch ohne Kenntnis der Vorlage, führen Flöten fast impressionistisch ins Geschehen, das sich dann wirkungsvoll instrumentiert steigert. Differenziert und schön abgestuft leiteten die exzellenten Holzbäser in eine Walzer-ähnliche Episode. Da die Geschichte aber nicht gut ausgeht, verdämmert das Ganze zum Schluss.

Des Norwegers Edvard Griegs Vorfahren stammten zum Teil aus Schottland, sein Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 wurde in Kopenhagen uraufgeführt - für den aus Dänemark stammenden Chefdirigtenten Thomas Søndergård und sein groß besetztes Orchester also gleichsam eine Herzensangelegenheit, bei der der dänische Dirigent und die französische Pianistin Lisa de la Salle einander zu Höchstleistungen anstachelten.

An sich war das Konztert ja Griegs „Schmerzenskind“, weil ihm ein zweites Konzert nicht mehr gelingen sollte. Stattdessen bastelte der Meister der eher kleinen Form bis zum Lebensende daran mit Verbesserungen: Insgesamt ihrer sieben Fassungen sind überliefert. In allen Varianten erhalten

blieb der über Paukenwirbel spontan Aufhorchen machende wirkungsvolle Tutti-Schlag, auf den Lisa de la Salle kraftvoll das Hauptthema des Kopfsatzes aus dem Steinway stanzte. Dynamisch fein abgestuft sann sie im weiteren Verlauf den Lyrismen nach und brillierte technisch perfekt mit überlegen-überlegter Gestaltung der Kadenz.

Über die zart gedämpfte Streichergrundierung des Adagio tropften die Noten berührend aus den Fingern, die dann mit dem stürmisch angegangenem Finale samt seinen tänzerischen Rhythmen allzu tief lotendes romantisches Sentiment abschüttelten. Den stürmischen Beifall calmierte sie durch Franz Schuberts verinnerlichte Widmung An die Musik in der Bearbeitung von Franz Liszt.

Nach der Pause bot Richard Strauss‘ persönliches Monumentalfresko Ein Heldenleben op. 40 dem Royal Scottish National Orchestra nochmals Gelegenheit, seine klangsinnlichen Möglichkeiten – neun Hörner – opulent auszubreiten. Von Søndergård, der auch penibel die Generalpausen befolgte, aufmerksam assistiert porträtierte Konzertmeisterin Maya Iwabuchi die klingende Darstellung von Pauline Strauss, nebst aller kapriziöser Einwürfe, so liebevoll, dass deren beruhigendes Streicheln über des Gatten Haupt förmlich greifbar wurde. Das Finale entrückte Ausführende und Auditorium in himmlisch ruhige Gefilde. Danach hatten die Gäste noch einen zündenden schottischen Rausschmeißer parat.

Heute Donnerstag (19.10.) erklingen die gleichen Werke, am Freitag (20.10.) spielt Lisa de la Salle nach Lera Auerbachs Tondichtung Icarus Beethovens drittes Klavierkonzert, gefolgt von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung in der Ravel-Fassung – www.kulturvereinigung.com – die Salzburger Kulturtage dauern noch bis Sonntag (22.10.) – www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / Ebihara Photography

 

 

 

 

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