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Eine Musikreise auf altem und neuem Gefährt

CD/LP-KRITIK: JAKOB DAVID RATTINGER

18/04/13 Am kommenden Samstag (20.4.) wird der weltweite Tag des Vinyls (Record Store Day). Auch ein Nischenthema für die Alte Musik: Der Gambist Jakob David Rattinger, veröffentlicht seine jüngste Aufnahme parallel auf beiden Medien, CD und Vinyl-Schallplatte.

Von Horst Reischenböck

Von Deutschland nach Frankreich führt Jakob David Rattingers Reise, der vorerst in Graz studierte und dort später auch einen Barockmusikzyklus leitete. Seine hier kompilierte Auswahl an Werken umspannt er in lockerer Folge ein Jahrhundert Literatur für sein Instrument, die Viola da Gamba.

Beginnend mit Carl Friedrich Abel, der später in London zusammen mit dem jüngsten Bach-Sohn Johann Christian Konzerte in London veranstaltete. Dort erlebte ihn übrigens auch noch Wolfgang Amadé Mozart. Schwungvoll, über alle sieben Saiten hinweg, fegt sein Prelude Arpeggiata. Das hat sich der mutmaßlich letzte Gamben-Virtuose historischer Zeit sicherlich selbst in die Finger geschrieben.

Johann Sebastian Bach darf mit einer Sarabande und dem Menuett aus der eigentlich für Violoncello komponierten Suite in G-Dur BWV 1007 natürlich genau so wenig fehlen wie zwei Sätze Georg Philipp Telemanns aus der D-Dur-Sonate TWV 40:1 in „Der getreue Musikmeister“.

Soweit der deutsche Anteil, den Rattinger immer wieder durch Pendants aus Frankreich kontrapunktiert. Mit solcher Mischung weist er nicht bloß auf stilistische Unterschiede hin, er beugt auch eventuell aufkeimender Langeweile vor. Da ist auch die sowohl intimer wie virtuose Gestaltung vor.

Von der Chronologie her der Älteste ist ein nicht näher zu verifizierender Mr. Demachy mit drei Pièces de viole einer Suite in g-Moll.  Die nachfolgende Generation vertritt dann das Triumvirat an Meistern des Instruments: vorerst Marin Marais mit der Sarabande seiner d-Moll-Suite aus dem Premier Livre de Pièces de Viola und, zum Schluss, tiefempfunden, „Le Badinage“ aus der „Suite d’ùn Goût Étranger“ des 4. Buches. Welch Konkurrent ihm am Hof in Versailles Marais in Jean-Baptiste Forqueray erwuchs, beweist dessen Chaconne „La Morangis ou La plissay“ aus einer Suite in a-Moll. Für nicht zuletzt bürgerliches Ambiente hingegen komponierte Louis de Caix d’Hervelois, hier durch L’Inconstant & Sarabande aus der A-Dur-Suite seines Premier livre de pièces de viole präsentiert.

Jakob David Rattingers Hände erwecken insgesamt vierzehn Stücke von insgesamt 45 Minuten Dauer zu blühendem Leben – auf der CD. Auf der 180g Vinyl schweren LP wurde zugunsten präzisen Rillen-Schnittes auf fünf Stücke verzichtet, sie umfasst somit nur an die 33 Minuten Spieldauer. Dafür sind die Werkangaben auf dem Cover der Schallplatte genauer. Das Instrument klingt, so man Abspielgeräusche außer Acht lässt, vielleicht doch noch eine kleine Nuance wärmer, wogegen die CD halt „mehr fürs Geld“ bietet. Wer die Wahl hat, hat die Qual: Ich möchte beide nicht missen und sie einfach nehmen …

Voyages – Reisen. Werke von Abel, Bach, Caix d’Hervelois, Demachy, Forqueray, Marais und Telemann. Jakob David Rattinger, Viola da Gamba, TYXart CD TXA 12016 / LP TXA 13017 - www.jakobdavidrattinger.com; www.tyxart.de
Zum Hintergrund-Bericht Vinyl oder CD … oder doch MP3?

 

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