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Vinyl oder CD … oder doch MP3?

STICH-WORT

18/04/13 Der „Record Store Day“ übermorgen Samstag gibt wieder einmal eine Gelegenheit, über Vorlieben, vielleicht auch über Vorurteile nachzudenken. Es gibt ja die eingefleischten CD-Hasser, die nach wie vor der Vinyl-Schallplatte nachweinen. Und derweil haben Massen von Musikhörern nicht mal mehr mit der CD etwas am Hut…

Von Reinhard Kriechbaum

057Der „Record Store Day“ wird seit 2007 an jedem dritten Samstag im April abgehalten. Es ist der internationale Tag unabhängiger Plattenläden. Die Initiativge kam aus den USA. Dort nehmen über 700 Shops teil, weltweit engagieren sich gut zweitausend Fachhändler. In Salzburg der Musikladen in der Linzergasse.

Was man erreichen möchte? Dass Käufer wieder mehr die Beratung und die Atmosphäre der Fachhändler zu schätzen lernen. Der Fokus liegt dabei auf Vinyl. Die klassische Schallplatte, Erfindung des Herrn Emil Berliner, steht nämlich bei Musikfans nach wie vor hoch im Kurs. Berliner hatte die Idee, die Rillen nicht in eine sich drehende Walze zu schneiden, wie es beim Edison-Phonographen, sondern waagrecht und spiralförmig laufen zu lassen. 1887 war das. Berliner arbeitete erst mit einer Glasplatte und Russ, später mit Kupfer und Zink plus Wachs. Noch vor der Wende zum 20., Jahrhundert – 1896 – wurde die Schellackplatte erfunden.

Mit Polyvinylchlorid (PVC) wurde zwar bald experimentiert, aber erst 1930 brachte RCA Victor die erste langspielende Vinylschallplatte heraus. Sie lief schon mit 33? Umdrehungen pro Minute und hatte mit 30 Zentimetern bereits die später übliche Größe. Aber wer hatte damals schon ein Abspielgerät?

In den späten vierziger Jahren wurde die Sache erst „handelsüblich“. Zwei Firmen ritterten jetzt vor allem um den Erfolg: Columbia Records setzte auf die 12-Zoll-(30 cm)-Langspielplatte mit kleinem Mittelloch und 33? min Umdrehungen pro Minute, wogegen RCA Victor nun die spätere Single favorisierte: 7 Zoll (18 cm), eine Rotation von 45 Umdrehungen – und ein großes Loch. Fünf Minuten Spieldauer sei praktikabel für viele Arten von Musik, befand man. Mit den unterschiedlichen Formaten und Geschwindigkeiten versuchte man, die Kunden an die jeweilige Firma zu fesseln. Erst Mitte der 1950er Jahre wurden Plattenspieler üblich, bei denen man umschalten konnte, von 33? auf 45, und natürlich auch noch auf 78, weil alte Schellacks hatte ja auch manch einer noch daheim stehen. Mit den Adaptern fürs große Loch hat jeder der heutigen Generation 50+ noch hantiert.

Mit der Einführung der digitalen CD gingen ab Mitte der 1980er Jahre die Verkäufe und Produktionszahlen von Schallplatten immer rascher zurück. 1990 wurden doppelt so viele CDs verkauft wie LPs – der vermeintliche „Tod der Schallplatte“ schien besiegelt.

Und es gibt sie doch noch! Um den Retro-Trend zu stärken und die unabhängigen Läden vor dem Aussterben zu bewahren, werden jedes Jahr zum „Record Store Day“ exklusive Platten veröffentlicht, die häufig streng limitiert und daher nur an diesem Tag bei den angemeldeten Läden zu erwerben sind. Dabei kann es sich sowohl um neue Veröffentlichungen wie um Wiederveröffentlichungen (sogenannte Reissues) handeln.

Dieses Mal ist Jack White Botschafter der Aktion, an der zehn Shops in Österreich teilnehmen. Und es wird auch – neben zahlreichen internationalen Produkten wie einer streng limitierten Single von David Bowie – Sonderpressungen von heimischen Acts geben, berichtete Sylvia Benedikter vom Wiener Recordbag. Aus Österreich wird es u.a. Singles von Christian Wirlitsch und Jochen Arbeit, Destroyed But Not Defeated, Luise Pop und The Attention geben.

Weltweit kommen diesmal rund dreihundert exklusive Veröffentlichungen von Bands wie Black Sabbath, Biffy Clyro, Placebo, The Velvet Underground und Calexico in die Liebhabergeschäfte abseits der großen Märkte.

Record Store Day am Samstag, 20. April. In Salzburg im „musikladen“ in der Linzergasse. – www.musikladen-salzburg.at
Katalog der exklusiv aufgelegten Vinyl-Schallplatten im üblen 7- und 12-Zoll-Format: www.recordstoredaygermany.de
Bild: dpk-archiv
Zur CD-Besprechung Eine Musikreise auf altem und neuem Gefährt

 

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