Geburtstagsständchen in Blech
CD-KRITIK / GERMAN BRASS
22/05/13 Heute Mittwoch (22.5.) ist der 200. Geburtstag von Richard Wagner. Am Geburtstagsständchen "Celebrating Wagner" von German Brass hätte der Jubilar sicherlich seine Freude gehabt.
Von Horst Reischenböck
Das „phil Blech Wien“ aus Reihen der Philharmoniker, heuer Pausenfüller des Neujahrskonzerts, hatte sich nur an zwei Adaptierungen gewagt. Beide aus der „Götterdämmerung“: die immer noch eigentlich falsch als „Trauermarsch“ bezeichnete Musik nach Siegfrieds Tod und das Finale der Oper.
Hingegen begnügen sich die vornehmlich aus deutschen Orchestern stammenden Musiker von "German Brass", zu denen 1995 auch Uwe Köller von der Universität Graz stieß, nicht mit Arrangements ohnedies orchestraler Glanzstücke. Aus „Tannhäuser“ beispielsweise die Ankunft der Gäste auf der Wartburg und den Pilgerchor, den Zug zum Münster aus dem 2. Akt „Lohengrin“, das Vorspiel zu dessen 3. Akt und die Reitermärsche daraus (auf andere Ohrwürmer wie den Brautchor wurde dankenswerterweise verzichtet). Oder den Walkürenritt sowie die Verwandlungsmusik aus „Parsifal“ Wobei in manchen Fällen der Wechsel von Wagners Original zur Bearbeitung sogar geradezu logisch und dadurch in gewisser Weise zwingend anmutet.
Matthias Höfs, Erster Trompeter des Ensembles, ließ seiner Phantasie auch freieren Lauf. Das belegen gleichsam als „Lieder ohne Worte“ das Quintett aus den „Meistersingern“ oder das Spinnerlied aus dem „Fliegenden Holländer“. Auf „Tristan und Isolde“ verweist das dritte der Wesendonck-Lieder, „Im Treibhaus“. Und der Schluss bietet zusätzlich eine Überraschung, nämlich die ursprünglich von Richard Wagner für Klavier zu vier Händen komponierte Polonaise, als sein Opus 2 veröffentlicht. (Die Suche danach in Wikipedia ist vergeblich!)
Es ist viel mehr als ein Klangexperiment: rundum gelungen, von allen Beteiligten engagiert und mit großem virtuosen Anspruch ausgeführt, klangprächtig und exzellent aufgenommen. Die CD ist nicht nur Freunden der Blasmusik, sondern durchaus auch allen eingefleischten Wagner-Fans zu empfehlen!