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Die Salzburger Heimat von Frau Knaus

BUCHBESPRECHUNG / DAS GRÖSSERE SALZBURG

06/07/18 Was ist über Frau Knaus zu sagen, die in dem einst Salzburgischen Ort Lichtenwald ihre Jugend verbrachte? Eigentlich schrieb sie sich Knavs, das „v“ wird im Slowenischen als „u“ gesprochen. Aber kennen tut man die Dame mit Vornamen Melani(j)a ohnedies unter dem Namen ihres Ehemannes. Sie ist mit Donald Trump verheiratet.

Von Reinhard Kriechbaum

Lichtenwald liegt an der Save im südlichen Slowenien etwa auf halber Strecke zwischen Ljubljana und Zagreb. Sevnica heißt der Ort jetzt. Es gibt mehr – und Interessanteres – zu erzählen, als dass in Sevnica Melania Trump (geboren 1970) aufgewachsen ist. Wahrscheinlich hat der Salzburger Erzbischof Eberhard II. Im frühen 13. Jahrhundert die Siedlung gegründet, 1275 ist der erste Amtmann der Salzburger Obrigkeit verbürgt. Die schmucke Burg mit ihren vier Türmen könnte auch irgendwo in Salzburg stehen. Die bäuerlichen Untertanen dort mussten Robot leisten für den Salzburger Amtmann, im Herbst etwa Heu machen und zwei Tage mit dem Pflug arbeiten. Auch in der Fastenzeit müssten sie einen Tag lang dessen Felder pflügen.

Das Erzbistum Salzburg besaß viele, viele Besitzungen außerhalb des eigentlich Territoriums, Kaiser, Könige und Herzöge haben ab dem Frühmittelalter auch die Kirche von Salzburg mit Schenkungen bedacht. Solches war üblich. Im Mittelalter konnte man noch keine Landkarten mit geschlossenen Staatsgebilden zeichnen, Streubesitz war viel typischer. Auch die Salzburger Erzbischöfe sammelten solche Enklaven sonder Zahl. Das ging weit über Mühldorf am Inn hinaus und auch übers heutige Tirol (die Erzdiözese reicht noch heute bis ins Zillertal). Salzburger Besitz gab's über Ober- und Niederösterreich verstreut bis Wien. In der Wachau künden bis heute Ortsnamen wie Arnsdorf von ehemaliger Salzburg-Zugehörigkeit. Besitztümer in der Steiermark, in Kärnten, in der Südsteiermark, im heutigen Slowenien und in Südtirol waren Teil eines landes-geographischen Fleckerlteppichs.

Ein ansehnlicher Streubesitz: Von der Stadt Salzburg aus bis Pisece (Pischätz) in Slowenien etwa 300 Kilometer Luftlinie (rund 400 Straßenkilometer), bis Partschins bei Meran rund 300 Kilometer mit dem Auto. Im Kutschenzeitalter nicht leicht im Auge zu behalten.

Im Jubeljahr Salzburg 2016 wurde ein Forschungsprojekt zu dem Thema initiiert, und nun liegt druckfrisch der Band „Das größere Salzburg“ vor, herausgegeben von Erich Marx und Fritz Koller, erschienen in der Schriftenreihe des Landesmedienzentrums. Elf Historikerinnen und Historikern haben an dem Buch gearbeitet. Ein attraktiv bebildeter Band, der an Burgen und Schlössern interessierte Menschen ansprechen und Kunstgeschichte-Freaks zu Ausflügen in die weitere Umgebung bewegen könnte. Wer war schon mal in der Rupertikapelle in Friesach – der geschichtsträchtige Kärntner Ort galt ob der Vielzahl an Kirchen und klösterlichen Niederlassungen als „Gottesstadt“. Auch in Kärnten ist Althofen, einst Bergbauort. Der mittelalterliche Annenturm ist ein einprägsames Bauwerk. Dass Sankt Andrä in Kärnten einen ehemaligen Dom hat, liegt daran, dass hier 1226 ein Salzburger Eigenbistum (das vierte nach Gurk, Chiemsee und Seckau) gegründet wurde.

Da lass sich also Geschichten noch und noch erzählen. Wir kommen noch mal auf Lichtenwald, das heutige Sevnica zurück, weil die Geschichte vom Ende dieser Salzburger Enklave auch recht typisch ist: 1595 verkaufte Erzbischof Wolf Dietrich alle seine „auswärtigen Besitzungen“ in der Steiermark (in Slowenien: Stajerska), und da ging Lichtenwald an einen lokalen Adligen. Kleiner Schönheitsfehler: Es war ja kirchlicher Besitz, dern Wolf Dietrich da verhökerte, doch um Zustimmung des Vatikan scherte sich der Primas Germaniae nicht. Paris Lodron wollte – genau mit diesem Argument – drei Jahrzehnte später den Verkauf rückabwickeln, Klappte leider nicht, aber der neue Besitzer legte immerhin noch ordentlich Marie drauf, um den Konsens mit dem Papst herzustellen. Aber auch wenn der Rückkauf funktioniert hätte: Angesichts der wechselvollen historischen Geschicke wäre Melania Trump trotzdem nicht als Salzburgerin aufgewachsen.

Fritz Koller, Erich Marx, Franz Wieser: Das größere Salzburg. Salzburg jenseits der heutigen Landesgrenzen. (Schriftenreihe des Landes-Medienzentrums, Sonderpublikationen Nr. 269). Salzburg 2018, 240 Seiten, 18,90 Euro – www.salzburg.gv.at

 

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