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Wollgras, Fische und die große Liebe

BUCHBESPRECHUNG / BIRGISSON / DIE LANDSCHAFT HAT IMMER RECHT

19/07/18 In seinem Debütroman lässt Bergsveinn Birgisson den Leser tief eintauchen in das Leben eines Fischers am Rande Islands, spürt großen Sinnfragen nach und erzählt von der Bewunderung für das Wollgras, ist es doch „das Einzige, das die Welt einem nicht wegnehmen kann. Nein. Nie.“

VON VERENA RESCH

Am Rande des Geirmundarfjörður, einem Ort, von dem Touristen gerne behaupten, das müsse das Paradies sein und der sich gefühlt am Ende der Welt befindet, lebt Halldór, genannt Dóri, in einem Fischerwohnheim. In seinem Tagebuch berichtet er episodenhaft von einem entschleunigten Leben, das geprägt wird von Wind, Wetter und Gezeiten – nicht zu vergessen: der Fischfang, der für manche mehr ist als nur ein Beruf. Auch erzählt er von den teils sehr eigenwilligen Menschen, die in diesem Ort wohnen. Da gibt es zum Beispiel die Brüder Ebbi und Bensi, die es kaum miteinander, aber noch weniger ohne einander aushalten können. Oder der alte Þorsteinn, der – nicht ganz unrichtig – auf den Tod seiner Snæfríður antwortet „Ach so, ist sie tot? Sie ist bis jetzt noch nie gestorben.“

„Was wird mit uns? Ich meine wohin geht das Leben nach dem Tod und was soll man in der nächsten Welt tun?“ Halldórs Tagebuch enthält nicht nur Ausführungen darüber, bei welchem Wetter man welche Fische fängt, sondern auch Überlegungen zu den großen Themen des Lebens, wie der Liebe, dem Tod oder der Frage nach dem Schicksal. Im zweiten Teil erfahren wird, warum Halldór häufig so schwermütig wirkt: Traumatische Erfahrungen und große Verluste haben ihn geprägt zu dem Menschen gemacht, der er ist. Sprechen kann er jedoch mit kaum jemandem darüber, außer vielleicht dem alten Jónmundur. Mit ihm, der seit einem Schlaganfall bettlägerig ist führt er philosophische Gespräche über das Leben, den Tod und Sehnsucht nach der großen Liebe.

Humor und Melancholie vermischen sich zu einer ganz eigentümlichen poetischen Sprache, wie sie vielen isländischen Schriftstellern eigen ist, die jedoch vom Leser fordert, sich darauf einlassen zu können und wohl auch mit ein Grund ist, weshalb es Literatur aus Island (zu Unrecht) am deutschsprachigen Markt oft etwas schwer hat. So hat auch Bergsveinn Birgisson in seiner Heimat schon mehrere Gedichtbände und Romane veröffentlicht, während mit „Die Landschaft hat immer recht“ erst die zweite deutschsprachige Übersetzung vorliegt.

Bergsveinn Birgisson: Die Landschaft hat immer recht. Roman. Residenz Verlag, Salzburg - Wien 2018. 288 Seiten, 22 Euro. Auch als e-book erhältlich - www.residenzverlag.com

 

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