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Räuberpistole im Mafia-Milieu

REST DER WELT / BAD ISCHL / GASPARONE

22/07/13 „Gasparone“ von Carl Millöcker in der Regie von Dolores Schmidinger ist die zweite Sommerpremiere beim Lehár-Festival Bad Ischl.

Von Elisabeth Aumiller

086Carl Millöckers einstige Erfolgsoperette „Gasparone“ mit dem Libretto von Friedrich Zell und Richard Genée, uraufgeführt 1884, erfuhr 1931 eine Bearbeitung zur Aktualisierung des Zeitgeschmacks von Ernst Steffan und Paul Knepler. Nach ihr greift man heutzutage im Regelfall. Dolores Schmidinger lehnte nun ihre Bühnenrealisation beim Lehár-Festival in Bad Ischl an die Urfassung an. Sie hat ihr jedoch eine eigene Textverion gegeben und das Stück ins sizilianische Mafia-Milieu der 1930iger Jahre verlegt.

Gasparone, zeitlich der Goldenen Operettenära angehörend, ist eine typische Verwechslungskomödie, musikalisch überwiegend im Walzertakt mit einer Reihe von bekannten

Zugnummern ausgestattet, wie zum Beispiel „Er soll dein Herr sein“, „Stockfinster war die Nacht“, „Es gibt ja keine Männer mehr“, „Hört doch die Töne , Estrella“, „O dass ich doch der Räuber wär“.

088Der Räuberhauptmann und Mafioso Gasparone treibt sein niederträchtiges Unwesen auf Sizilien. Der Kneipenwirt Benozzo und seine Schmugglerbande haben die Figur erfunden, um ihre krummen Geschäfte dem Berüchtigten in die Schuhe zu schieben. In Schmuggler Masssaccios Bestattungsinstitut „Zur sanften Ruh'“, wird der geschmuggelte „Stoff“ im Sarg eingeschleust. Bürgermeister Nasoni ist ein rechtes Schlitzohr, der sich die Million der verwitweten Gräfin Carlotta sichern möchte, in dem er sie an seinen Sohn Sindulfo zu verkuppeln versucht. Carlotta stimmt zu, weil sie glaubt, Nasoni ihren gewonnenen Erbschaftsanspruch zu verdanken. Conte Erminio münzt die Irrungen und Verwechslungen um Gasparone und die Geldgier Nasonis zu seinen Gunsten, um schließlich Carlottas Herz zu erobern. Gasparones Existenz wird mit einem Abschiedsbrief entsorgt und dem Happy End steht nichts mehr im Weg.

Dolores Schmidinger versteht ihr Geschäft und liefert gutes Theaterhandwerk. Es ist alles irgendwie tadellos. Trotzdem wirken ihre Dialogspäßchen aufgesetzt und es entbehrt ihnen der zündende Witz. Die Personenführung ist in munterer Bewegungsmotorik gehalten, aber es wollen sich insgesamt der überspringende Funke, die überzeugende Komik nicht wirklich einstellen, von ein paar gelungenen Pointierungen, Einzelleistungen und Ensemblehöhepunkten abgesehen. Immer wieder lähmen Leerstellen den Fluss des Geschehens. Weder die Dialoge noch die Aktionen der Darsteller vermögen den Handlungsfaden durchgehend spannend zu knüpfen.

087Herzstück der Darsteller ist indes Gerhard Ernst in der Rolle des Nasoni. Er ist ein Komödiant aus echtem Schrot und Korn und gibt der Rolle des zwielichtigen Bürgermeisters Präsenz und Profil. Sohn Sindulfo findet in Roman Martin eine quirlige Charakterisierung. Mit seinem frischen Couplet, bei dem er tänzerisch flott den Taktstock des Dirigenten stibizt und ihm als Ersatz ein Blumensträußchen kredenzt, kann er eine der gelungensten Nummern des Abends für sich verbuchen. Intendant Michael Lakner setzt stets auf sein seit Jahren bewährtes Ensemble. So stattet Miriam Portmann die Gräfin Carlotta mit ihren gewohnten Qualitäten aus, scheint sich aber diesmal nicht voll mit der Figur identifizieren zu können. Als ihr Geliebter Graf Erminio bietet Thomas Zisterer die melodischen Highlights zwar ansprechend, steht aber etwas neben der Rolle. Die Emotionen des beiden Liebenden bleiben unter Verschluss. Thomas Malik ist ein passender Schmugglerwirt und seine Frau Zora hat in Melanie Schneider eine Temperamentsperson, die mit ihrer Tarantella „Komm mia bella“ gesanglich erfreut. Rita Peterl ist eine durchsetzungsfähige Duenna, die mit etwas herbem Charme, aber klangvollem Mezzo klagt, dass es keine Männer mehr gibt. Tomaz Kovacic ist der furchterregende Bestatter- Mafioso Massaccio und Jennifer Treusch müpft als Kammerzofe Marietta bemerkenswert auf. Bühnenbild und Kostüme von Katharina Sautner und Katrin Rölle, sind Sujetgerecht und gefällig. Der Chor ist gesanglich und tänzerisch eine Freude und Marius Burkert am Pult des Franz Lehár- Orchesters bringt Millöckers Dreivierteltakte einladend beschwingt zum melodischen Blühen.

Die Franz Lehár Festspiele dauern bis 1. September. - www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival / fotohofer

 

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