Die Chorszene im Reisefieber
REST DER WELT / GRAZ / EUROPEAN CHOIR GAMES
24/07/13 Rund 2500 TeilnehmerInnen aus 35 Ländern belebten die steirische Landeshauptstadt und Umlandgemeinden. Das Unternehmen „Interkultur“ ist spezialisiert auf internationale Chortreffen und organisiert seit 25 Jahren weltweit Chorwettbewerbe. Allein heuer sind es vierzehn solcher Treffen.
Von Wolfgang Stern
Stadt und Land Steiermark waren die „1. European Choir Games“ von 14. bis 21. Juli immerhin 500.000 Euro an Zuschüssen wert. Bereits 2008 gab es in Graz die 5. World Choir Games, den wohl größten Wettbewerb dieses Veranstalters. Vom 9. bis zum 19. Juli 2014 wird dieser übrigens in der Kulturhauptstaft Riga ausgetragen, wo die Chortradition eine besondere ist.
Der Wettbewerb fand zweigeteilt statt. Zum einen gab es die Champions Competition für besonders gute Chöre aus Europa. Zum anderen fand da noch die Austrian Open Competition statt, die für Chöre aus allen Ländern der Welt zugänglich war. Dass die Niveauunterschiede hier gewaltig waren, ist verständlich. Für die einen geht es eben um Gold, für die anderen war es eine schöne Chor-Reise mit Kontaktpflege zu Gleichgesinnten. Es war auffallend, dass sich keine Kinder- oder Jugendchöre aus Österreich beteiligten. Müde oder nicht interessiert an einer Wertung am Ende eines langen Schuljahres?
In den acht Tagen gab es viele schöne Begegnungen, sodass die weither angereisten Chöre (die längste Anreise hatte ein Chor aus dem australischen Adelaide) mit schönen Erinnerungen ihre Heimreise antraten. Die Stadt war voll mit Chorgruppen, Rahmenprogramme gaben Gelegenheit zum Besuch der einen oder anderen Veranstaltung – und das noch neben der zu Ende gehende Styriarte und einer interreligiösen Konferenz. Ein Überangebot an Musik in Graz.
Es war schön anzusehen, wenn die Chöre in ihren Dressen durch die Stadt zogen, spontan an einem Eck, in einem Lokal oder anderswo zu singen begannen. Immer wieder beeindruckend ist die farbenprächtige Kleidung der asiatischen Chöre.
Der Wettbewerb – Chöre konnten in mehreren Kategorien antreten – wurde in 14 Kategorien durchgeführt, beginnend vom Kinderchor bis hin zu Musica sacra, zeitgenössischer Musik oder Folklore. In der Champions Leage konnten folgende Länder Goldmedaillen (mehr als 80 vom 100 möglichen Punkten) erreichen: Großbritannien (3), Tschechien (3), Ungarn (2), Norwegen (2), Rumänien (2), Österreich (2), Gibraltar (2), Russland (1), Dänemark (1), Polen (1). Italien (1), Finnland (1), Lettland (1).
Ganz phantastisch schlugen sich dabei die Singfoniker in F aus St. Georgen im Attergau unter ihrem Chorleiter Karl Lohninger, die in der Kategorie „Gemischte Kammerchöre“ sogar den Sieger stellten und in der Kategorie „Gospel & Spiritual“ ebenfalls mit einer Goldmedaille überzeugen konnten. Die eindeutig höchste Punktzahl aller Kategorien, nämlich 94,00 Punkte, erreichte der Chor Philomela aus Finnland.
Den Sonderpreis des Landes Steiermark ersang sich der Seisen High School Choir aus Japan, der in diesem Wettbewerb auch viermal Gold schaffte.
Im Rahmen dieser Chortage gab es eine besondere Aufführung von Verdis Requiem. Chöre aus Indonesien, China, Ungarn, Deutschland, Norwegen, Großbritannien und Österreich waren vereint dabei. Gábor Hollerung leitete den Gesamtchor und das Dohnányi Orchester aus Budapest, unterstützt von ungarischen Solisten.