Sechshundert spielen für sechzigtausend
REST DER WELT / ERL / PASSIONSSPIELE
28/05/13 Erl ist in den nächsten Monaten jeweils am frühen Nachmittag der Samstage so gut wie menschenleer. Immerhin sind 600 Darstellerinnen und Darsteller – „vom Baby bis zum Greis“, wie es in einer Aussendung der Ezdiözese Salzburg heißt, eingebunden in die Passionsspiele.
Zum 400-Jahre-Jubiläum der Passionsspiele Erl hat Felix Mitterer einen neuen Text geschrieben. „Die Passion für Erl, das wusste ich, würde der Höhepunkt meiner Laufbahn als Volkstheaterautor sein. Mehr kann ich nicht erreichen“, schreibt Felix Mitterer im Textbuch. Tatsächlich kann man als Gegenwartsautor kaum ein größeres Publikum mit einer Bühnenaufführung erreichen. An die 60.000 Zuschauer kamen zu den letzten Passionsspielen im Jahr 2008.
Auf das Jahr 1613 gehen die Passions- und Osterspiele zurück, die im Regelfall im Sechs-Jahre-Rhythmus, gelegentlich auch im Abstand von fünf Jahren stattfinden. Schon am Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Passionsspiele Erl eine Dimension erreicht, dass man zwischen 1909 und 1911 an den Bau eines Festspielhauses schritt. 1933 wurde es ein Raub der Flammen. 1700 Besucher hatten dort Platz gefunden – um zweihundert mehr sogar als im neuen Passionsspielhaus aus den späten fünfziger Jahren. Es gilt als das größte Parterretheater Österreichs und fasst 1500 Besucher. 25 Meter ist die Bühne breit.
Die Wurzeln der Erler Passion gehen auf ein Osterspiel des Meistersingers Sebastian Wild aus Augsburg zurück, von ihm stammt der älteste Spieltext aus dem Jahr 1613. Ursprung ist wohl wie für andere Passionsspiele ein Gelöbnis der Dorfgemeinschaft. Erl liegt im Schatten der Grenzfestung Kufstein zwischen Tirol und Bayern; es gab im Lauf der Geschichte Kriegsnot genug. (EDP/dpk-krie)