Kein Grund für Horror vacui
REST DER WELT / BURGENLAND
06/07/12 Mörbisch, eh klar. Für das operettenmäßige Fortkommen sorgt der (heuer scheidende) Intendant, der achtzigjährige Harald Serafin schon als Stammgast der Seitenblicke-Gesellschaft. Mit Oper lockt man Publikumsmassen in den Römersteinbruch von St. Margarethen. Aber die burgenländische Festivalszene ist entschieden größer.
Das Kammermusikfest in Lockenhaus steht heuer unter der Leitung von Nicolas Altstaedt. Er räsonniert auf der Homepage, was eigentlich das Besondere des Ortes ausmache und er zitiert Gidon Kremer, der einmal gesagt hat: „Im Grunde genommen ist Lockenhaus doch ein Begriff nicht nur als Geschichte, sondern als eine Möglichkeit.” Eine Möglichkeit nämlich – so Altstaedt – „ohne Narzissmus und andere Irrwegen des Künstlerbetriebes der Musik zu dienen, die Offenheit des Kindes zu bewahren, Unerwartetes zuzulassen.“ Lockenhaus lasse die Musiker und das Publikum „einen ideellen Ort leben, wo wir mit der Musik ‚per Du’ sein können“. Gerade deshalb sei das Festival „existentiell wichtig wie nie zuvor“.
Für dieses Innehalten, aber eben auch für dasd sich tendenziell recht atemlos drehenden Kultur-Karussell ist das Burgenland ein gutes Beispiel. Laut Auskunft der burgenländischen Landesregierung kommen jährlich mehr als 700.000 Besucher zu kulturellen Veranstaltungen ins Burgenland – also mehr als zwei Mal so viele wie das Bundesland Einwohner hat. Es ist auch kulturell eine „Pendler-Region“ ohne Beispiel.
DrehPunktKultur-Mitarbeiter Wolfgang Stern, der sehr oft im Burgenland unterwegs ist, hat sich die Mühe einer Zusammenstellung gemacht. Kultureller Horror vacui ist sommersüber in der Region nicht zu befürchten. (dpk)