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Direkt anspringende Lebenslust

SOLITÄR / BAROCKKONZERT

20/12/12 „Max Gandolfs Hofmusiker und ihre Zeitgenossen“ nannte sich ein erfrischender Konzertabend des Instituts für Alte Musik der Universität Mozarteum im Solitär. Wahrlich ein „Florilegium“, ein musikalischer Blumenstrauß.

Von Gottfried Franz Kasparek

Max Gandolf Graf Kuenburg regierte des Erzbistum Salzburg von 1668 bis 1687 und konnte sich in seinen letzten Jahren tatsächlich der Anwesenheit zweier der bedeutendster Musiker seiner Zeit in der Hofmusik erfreuen. Der Böhme Heinrich Ignaz Franz von Biber und der Savoyer Georg Muffat zählen seitdem zum Musikbestand Salzburgs, obwohl Muffat nach dem Tod des Max Gandolf nach Passau wechselte und kein gutes Haar mehr an der Salzachstadt ließ. Womit er sich freilich in bester Gesellschaft befindet.

Florian Birsak, spiritus rector einer ansehnlichen und vor allem im gefragten „süddeutschen“ Barockstil sattelfesten Schar in der Mehrzahl junger Studierender der Blockflöten, Holzbläser und Streichinstrumente, hochkarätig ergänzt durch Hans Brüderl an der Theorbe, wechselte zwischen Cembalo, Orgel und Mikrophon. Er brachte manch Wissenswertes zu Gehör, ohne ins trockene Analysieren zu verfallen. Im Gegenteil, er punktete als Moderator mit Witz, Eloquenz und verständlich mitgeteiltem Fachwissen. Dass er phänomenal seine Instrumente beherrscht, versteht sich ohnehin von selbst.

Auf dem Programm standen am Beginn und am Ende Sonaten Muffats aus dem „Florilegium primum“ und aus „Armonico tributo“, dargeboten in groß besetzter Concerto grosso-Version, natürlich auf Originalinstrumenten und „historisch informiert“ interpretiert, aber keinen Takt lang akademisch, sondern voll Gusto und Spiellaune. Und was für wundersam einfallsreiche,  einmal tänzerische, dann wieder ariose Stücke das sind – da kam so gar nicht  die häufig so betuliche Advent -Barock-Stimmung auf, sondern direkt anspringende Lebenslust.

Ähnliches gilt für die feine Auswahl der Biber-Sonaten; Dorothee Oberlingers blockflötende Schützlinge sind allesamt schon virtuos unterwegs und die neue Gambenklasse trägt bemerkenswerte Früchte. Dazwischen gab es Ausflüge nach Wien, wo zu Max Gandolfs Zeit und darüber hinaus Leopold I. am Kaiserthron gesessen ist, ein höchst mittelmäßiger Politike, aber ein erstaunlich erstklassiger Komponist. Man könnte ihm durchaus auch einmal einen Konzertabend widmen. Diesmal erklangen eine konzise Kirchensonate des hierzulande ebenfalls eher vernachlässigten Johann Joseph Fux, eine unterhaltsame „Sonata a 7 flauti“ des Johann Heinrich Schmelzer und eine Sonata für Violine, Viola da Gamba und B.C. von Alessandro Poglietti. Letzterer war eher ein Böhme wie Biber als ein Toskaner, wie mitunter auch vermutet. Man weiß nicht, wann und wo er das Licht der Welt erblickt hat, aber sehr wohl, wo es für ihn verlöschte: Auf der Flucht aus dem belagerten Wien wurde er 1683 von türkischen Soldaten erschlagen. Der damals wohl gut vierzigjährige kaiserliche Hoforganist hätte noch manch brillante Musik schreiben können – zumindest lässt dies seine malerische Sonate vermuten. - Viel Applaus im gut besetzten Saal belohnte das Ensemble.

Bild: Universität Mozarteum

 

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