asdf
 

Von Orchideen und Wurstwaren

HINTERGRUND / SALZBURG BIENNALE

12/11/12 Die Programmpräsentation der Salzburg Biennale am Freitag (9.11.) war noch nicht vorbei, da ist die Stadt-ÖVP auch schon zur üblichen Wadlbeisserei angetreten: „Halbe Biennale zum vollen Preis“ titelte Klubobmann Christoph Fuchs. Konter seitens der Biennale: Ein Festival Neuer Musik unterliege „anderen Kriterien als die Herstellung von Waschmitteln und Wurstwaren“.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Stadt-ÖVP hat sich seit Jahren voll eingeschossen auf die Salzburg Biennale. Sie ortet ein krasses Vorbei-Produzieren am Publikum. Logisch, dass man sogleich die Reduzierung der Karten – man geht, wie berichtet, 2013 in kleinere Säle und veranstaltet die Salzburg Biennale nur an drei anstatt an vier Wochenenden im März – zum Anlass nahm für eine Attacke.

332 Euro pro verkaufter Karte schieße die öffentliche Hand zu. Von einem „Orchideenprogramm“ und einer "geschlossenen Veranstaltung abseits der kulturinteressierten Bevölkerung" ist in der Partei-Aussendung zu lesen. Beharrlich redet die Stadt-ÖVP von einer doppelt so hohen Fördersumme wie die Biennale, nämlich von 665.000 Euro. Das hängt damit zusammen, dass die Förderbeträge für das alle zwei Jahre stattfundende Festival eben jährlich fließen (365.000 Euro laut Biennale-Aussendung vom Freitag Nachmittag).

Biennale-Geschäftsführerin Heike Posch setzt der ÖVP-Kritik entgegen: „Die Produktion eines Festivals unterliegt anderen Kriterien als die Herstellung von Waschmitteln und Wurstwaren.“ Für die Erstellung des Programms 2013 seien künstlerische und aufführungspraktische Überlegungen ausschlaggebend gewesen, außerdem habe man eine „sinnvolle Einbindung in die sonstige Festivallandschaft“ angestrebt: „Es wurden die für die Formate am besten geeigneten Spielorte gewählt und Häuser mit einem großen Sitzplatzangebot werden im Gegensatz zum letzten Festival gar nicht (Landestheater) oder nur einmal (Großer Saal der Stiftung Mozarteum) bespielt.“ Deshalb verringere sich die Anzahl der aufgelegten Karten. Auf ein viertes Wochenende habe man verzichtet, weil da bereits die Osterfestspiele beginnen.

Nettes Apercu in der ÖVP-Parteiaussendung: Bürgermeister Schaden habe das Kontrollamt „als lästige Nörgler tituliert“. Wer beim Pressegespräch am Freitag (9.11.) tatsächlich dabei war, für den war schon klar, dass die Wortführer Stadt-ÖVP und nicht die Beamten gemeint waren, deren Aufgabe es ist Zahlenkolonnen zu addieren. Der Mini-Schlagabtausch am Freitag Nachmittag hat wenig zur Sache ausgesagt, aber viel zum auratischen Klima, wie es denn um die Kultur bestellt wäre, wenn die ÖVP das Sagen hätte.

Zum DrehPunktKultur-Bericht Was alles im Neuen durchscheint
Zum Kommentar Langer Atem

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014