Flötenzauber mit Saitenspiel verbandelt
SOLITÄR / KLANGREISEN
12/11/12 Flöte und Harfe sind zwei gut harmonierende Instrumente. Trotzdem wurden sie von den Komponisten wenig bedacht und es gibt nur relative wenige Originalwerke für diese Kombination. Kammermusiker behelfen sich eben mit Arrangements.
Von Elisabeth Aumiller
Im reichen Salzburger Veranstaltungsreigen schmückt sich auch die Uni Mozarteum mit einem eigenen Kammermusikzyklus, den monatlichen „Klangreisen im Solitär“. Am Freitag (9.11.) ein Flöten-Harfen-Recital des Musikerehepaares Regine und Michael Martin Kofler. Bestechend war das sensible Zusammenspiel, das die Verflechtung der beiden Instrumente mit minutiöser Exaktheit, wie von einem Gedanken gesteuert, zur musikalischen Einheit werden ließ. Michael Martin Kofler ist ein virtuoser Techniker, der so ziemlich alle Möglichkeiten der Querflöte mit Raffinement und beflügelnd wirkender Leichtigkeit darzubieten versteht. E tscheidend aber die Phrasierungskunst, die Struktur und Gehalt der Werke auf profunde Weise „ohrenfällig“ macht. Kofler weiß seinem Instrument ein Fülle an dynamischen und klanglichen Nuancen zu entlocken, er bringt filigrane Auszierungen, Triller und Vorhalte gekonnt auf „Linie“, betört genau so mit feinem Tonansatz und ruhigen, langen Atembögen. Immer wieder erstaunlich die auf perfekter Atemkontrolle basierenden Decrescendi.
Michael Martin Kofler ist erster Soloflötist der Münchner Philharmoniker, vielbeschäftigter Solist und Kammermusiker und Dozent am Mozarteum. Regine Kofler ist Münchnerin und ausgebildete Lehrerin für die Suzuki-Methode für Harfe. Sie hat ihre Meisterschaft besonders beim Impromptu op.86 für Harfe Solo von Gabriel Fauré mit wirkungsvollen Glissandi, dynamischer Feindifferenzierung im Wechselspiel beider Hände und filigraner Zartheit der rechten Hand dokumentiert. Mit luftigen Klängen wie vom Wind in den Raum geweht verbreitete sie lieblichen Klangzauber.
Johann Sebastian Bachs Sonate C-Dur BWV 1033, für Flöte und Harfe bearbeitet, ist ein virtuoses reich verziertes Stück, es wirkt nicht streng, sondern eher lieblich. In feinem Zusammenspiel und großer Leichtigkeit wie im Vogelflug führten die beiden Musiker große Beweglichkeit vor. Im Largo-Satz kam traumverloren stimmungsvolle Lyrik zum Tragen, zart besaitet von der Harfe begleitet.
Schöne Linien im großen Bogen mit eleganter Phrasierung zog die Flöte im Mozart-Andante KV 315 , dem von Mozart selbst als eigenständig herausgefilterten Mittelsatz aus seinem Konzert für Flöte- und Harfe. Melodische Fülle und ein Spiel voller „Koloraturen“ verlangen die Chopin-Variationen über das Rossini-Thema „Non piú mesta“ aus der Arie der „Cenerentola“.
Das bravouröse „Piece“ von Jaques Ibert fordert den Flötensolisten zu großer Virtuosität in Finger- und Atemtechnik heraus, wie Kofler selbst anmerkte, melodisch und spieltechnisch so recht nach dem Herzen des Flötisten. Kofler spielte übrigens das gesamte Programm auswendig.
Delikate Übergänge, lange Atemphrasen, impressionistische Farben und exaktes Zusammenspiel mit der luftigen Harfe dann bei Iberts „Entreact“ für Flöte und Harfe. Romantik bei Camille Saint-Saëns’ Fantasie op.124, einer Bearbeitung, im Gegensatz zu Marc Berthomieus „Cinque nuances“ einer Originalkomposition. Die „Cinque nuances“ sind zauberische Miniaturen unterschiedlichen Charakters, sehr trefflich übertitelt mit pathetico, lascivo, idyllico, exotico und dolcissimo. Witzig, lustig und brillant ist die bekannte und beliebte Fauré-Fantasie op.79. Ein Zuckerl für die Hörer dann noch als Zugabe: Entreact aus Bizerts „Carmen“. Nachhaltigen Eindruck hinterließ dieser stimmige Kammermusikabend in großer Spielkultur.