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Langer Atem

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

09/11/12 Die Stadt-ÖVP gehört zu den Quartals-Kritikern der Salzburg Biennale. Ungefähr in diesem Zeitabstand fährt man wütende Attacken gegen das vermeintlich sagenhaft ineffiziente Festival. Dem hält Bürgermeister Schaden entgegen: „Nur mit einem langen Atem“ lasse sich ein solches Festival einführen.

Nimmt man bloß die Ergebnisse unter den Zahlenkolonnen, ist die Salzburg Biennale ja wirklich eine ziemlich desaströse Angelegenheit. Eine Million Euro Budget, demgegenüber 29.000 Euro Erlöse aus Kartenverkäufen im Jahr 2011: Beamteten Rechnungsprüfern wird ein Kultur-Unternehmen wie die Salzburg Biennale immer sauer aufstoßen. Und genau da hakt die Stadt-ÖVP mit ihrer Kritik bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein.

Es hat aber wenig Sinn, die Kosten-Nutzen Rechnung für ein Festival zeitgenössischer Musik auf Bilanztabellen aufzusetzen. „Es schüttelt einen, wenn man manchen disqualifizierenden Zeitungsbericht liest“, sagt Johannes Honsig-Erlenburg vom Biennale-Kuratorium.

Inga Horny vom Altstadtverband, der immerhin pro Biennale 300.000 Euro zuschießt, konnte bei der Programmpräsentation 2013 heute Freitag (9.11.) berichten, dass im Ausschuss und Vorstand dieser Einrichtung Konsens herrsche, dass es eben nicht um die Ökonomie allein gehen dürfe. Sicherlich: Die großen Kultur-Reisebewegungen werden nicht einsetzen, wenn man im März an – künftig drei – verlängerten Wochenenden ins Horn der Neuen Musik stößt. „Aber es ist entscheidend, eine zeitgemäße Farbe bei der Positionierung Salzburgs im internationalen Marketing zu erreichen“, so Inga Horny.

Die Biennale 2013 wirkt nicht im programmatischen Anspruch, aber hinsichtlich der Veranstaltungsorte und auch der Zeitspanne, vor allem aber auch hinsichtlich des Kartenangebots doch deutlich abgespeckt. Drei statt vier Wochen wird sie dauern, und es sind nicht mehr (reichlich utopische) 7.000 Karten wie zuletzt aufgelegt, sondern nur noch 2.500. „Wir gehen davon aus, siebzig Prozent zu verkaufen“, sagt Intendantin Heike Hoffmann. Keine Illusionen bei der Budgetplanung: Einem Gesamtbudget von 821.000 Euro werden auch diesmal Kartenerlöse von 30.000 Euro gegenüber stehen. Die Stadt-ÖVP wird sich also weiterhin einschlägig als „notorischer Nörgler“ (so Bürgermeister Heinz Schaden in dem Pressegespräch über den politischen Gegner) betätigen können.

Schaden zur leidigen Vermarktungsfrage generell: „Wir haben gewusst, dass wir einen langen Atem brauchen.“ Das Absinken der Neugier im zweiten Biennale-Jahr 2011 sei zu erwarten gewesen. Aber, so der Bürgermeister fast trotzig: „Die Szene ist da, und die Salzburg Biennale ist Ausdruck dieser Szene.“

Wofür die Salzburg Biennale jedenfalls steht: Es ist auch in dieser Stadt, in der oft genug kleinere Initiativen nebeneinander her werkeln, möglich, eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl zu wecken. Schon das lässt sich kaum in Ziffern bewerten.

Ein Blick ins Programmheft zeigt freilich auch: Das Programm ist viel, viel besser als es promoted wird. Heike Hoffmann ist eine profilierte Programmgestalterin und als solche ihr Geld ohne Zweifel wert. Auch das Lukrieren von Drittmitteln (rund 120.000 Euro) betreibt sie mit Erfolg und angeblich auch das Senken von Verwaltungskosten (um 100.000 Euro, wie Bürgermeister Schaden sagt).

Doch als Anpreiserin ihres eigenen Produkts – selbst in einem Pressegespräch vor ausschließlich wohlmeinenden und an der Sache unmittelbar interessierten Kulturjournalisten – taugt Heike Hoffmann viel weniger. Da wären die Biennale-Partner und nicht zuletzt die Subventionsgeber gefordert, ihre eigenen PR-Maschinerien anzuwerfen und den Kollegen von der Kultur ein wenig Support zu geben. Marketing ist leider auch in der Kultur deutlich mehr als das halbe Leben.

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