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Tandaradei und Schneckenpost

INTERVIEW / DULAMANS VRÖUDENTON

30/10/12 Drei Jahrzehnte haben sie geschafft – heute Dienstag (30.10.) gibt das Ensemble „Dulamans Vröudenton“ seine letzten beiden Konzerte in der Residenz: „Es ist wichtig, Abschied zu nehmen, solange das Klima noch stimmt“, sagt Thomas Schallaböck im DrehPunktKultur-Interview.

Von Reinhard Kriechbaum

Schade eigentlich, dass sie nicht weitermachen: Mit ihrem Kinderliederprogramm könnten die vier aus der Gruppe „Dulamans Vröudenton“, die ja mehrenteils mittlerweile im frühen Großelternalter sind, die nächste Zuhörergeneration ansprechen. Und an der Nachfrage liegt es auch nicht: 91.777 Aufrufe (Stand heute früh) auf youtube für „Unter den Linden“ des Walther von der Vogelweide – damit steht „Dulamans Vröudenton“ extrem gut da im Netz, was mittelalterliche Musik betrifft. Trotzdem: Sie hören auf, nach rund tausend Auftritten in zwölf Ländern in Europa und Südamerika, vor grob geschätzten 200.000 Zuhörern.

Der irisch-gälische Sound lag damals ebenso in der Luft wie die Neugier für alte Musikinstrumente. „Musiker in dieser Szene haben zwei Herkunftsgeschichten“, sagt Thomas Schallaböck. „Entweder sie kommen aus der Klassik oder aus dem Folk.“ Aus der Volksmusik kenne er niemanden, der diesen Weg gegangen ist. Bei „Dulamans Vröudenton“ waren es über viele Jahre zwei solche und zwei solche: Thomas Schallaböck studierte damals Germanistik, Andreas Gutenthaler Geschichte und Theologie, „das ist nie ein Fehler“. Von der (klassischen) Musik kamen die Sängerin und Harfenistin Marie-Kathrin Melnitzky und der Blockflötist Peter Krafft.

„Dulamans Vröudenton“ haben sie sich genannt und beim ersten Auftritt 1983 in der Galerie Weihergut haben sie das exotische Wort „Vröudenton“ noch ganz buchstabengetreu ausgesprochen – bis zur Pause. Dann meldete sich einer aus dem Publikum zu Wort, der es genauer wusste – und sogleich wurde die Sache richtig gestellt: „Freudenton“, so sagte man schon im Mittelalter, jedenfalls nach den Forschungen von Ulrich Müller. Der unlängst verstorbene Salzburger Germanistik-Professor „war immer unser Qualitätssicherungs-Experte“, sagt Thomas Schallaböck. „Er hatte den Überblick über die ganze Szene.“

Unmittelbar am Ort war die Gruppe „Bärengässlin“ das Idol der vier Jungen, die sich immer gern als „Spielleute“ bezeichnet und gesehen haben. Hätte eigentlich ein Ensemble unter diesen mehr oder weniger amateurhaften Startbedingungen heutzutage eine Chance? Ganz gewiss, meint Schallaböck, wenn eben „musikalische Kompetenz und Geschäftssinn“ zusammenkämmen. „Für uns war es eine glückliche Fügung, dass mehrere Talente zusammengekommen sind. Schließlich muss auch jemand das Geschäftliche, die Steuer und das Management erledigen.“ Jedenfalls sind sie rasch bekannt geworden und haben zwischen 300.000 und 400.000 Kilometer auf Konzertreisen im Bus zurückgelegt: „Da muss man sich menschlich mögen“, betont Thomas Schallaböck. Und das tun sie bis heute. Dass man nun aufhört, hat andere Gründe. „Jeder einzelne hat mit seinem persönlichen Zeitbudget nicht mehr die Möglichkeit“, deshalb habe man zuletzt „viele Konzertangebote ablehnen müssen“. In der besten Zeit gab „Dulamans Vröudenton“ achtzig bis neunzig Konzerte pro Jahr.

Ein oft erfrischendes Kapitel der Salzburger Konzertgeschichte ist mit dem Rückzug von „Dulamans Vröudenton“ jedenfalls abgeschlossen. Das zweite Vorzeigeensemble Alter Musik, der Hofhaimer Consort, ist ja auch deutlich weniger aktiv als in früheren Zeiten. Mit der Qualität habe das jedenfalls nichts zu tun, versichert Thomas Schallaböck: „Es ist wichtig, Abschied zu nehmen, solange das Klima stimmt, menschlich und musikalisch.“

Fünfzig historische Musikinstrumente haben die vier bei der Hand. Neun CDs haben sie aufgenommen, nicht nur Musik der Minnesänger, eine CD gilt sogar „Music in Columbia“. Legendär sind die Kinderkonzerte und es ist natürlich fein, dass heute Dienstag Nachmittag auch ein solches Jugendprogramm zum Abschied gegeben wird.

Unter dem Dach der Plattform "AMSA - Alte Musik Salzburg Austria" werden einige der Musiker aber weiterhin in verschiedenen Formationen musikalisch tätig sein. Thomas Schallaböck hat es ja 2010 zum „Minnesänger des Jahres“ gebracht, er hat sich voll und ganz der einschlägigen Mittelalter-Szene verschrieben. „Ich will Leute berühren mit Dingen, die mich selbst berühren“, sagt er. Das gilt für die vergangenen dreißig Jahre „Dulamans Vröudenton“ und war im Prinzip das Erfolgsrezept.

Das Konzert-Finale von „Dulamans Vröudenton“ heute Dienstag (30.10.) in der Residenz: Um 16 Uhr „Kinderlieder aus einem halben Jahrtausend“, um 19.30 Uhr „Unterhaltsame Alte Musik aus 8 Jahrhunderten“ – www.altemusik.net; der vielgehörte Minnesang-Knüller auf www.youtube.com
Bilder: Dulamans Vröudenton

 

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