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Ein emsiger Kollege, ein mäßiger Schüler

HAYDN-WOCHE 2012 / GEBURTSTAGSFEIER

17/09/12 Schade, dass Freitag (14. 9.) zum 275. Geburtstag von Johann Michael Haydn im Rittersaal der Residenz nicht ausschließlich nur seine Kompositionen gespielt wurden. Der Jubilar hätte es sich an diesem, auch seinem Arbeitsplatz redlich verdient.

Von Horst Reischenböck

Den Festtag für den „Salzburger“ Haydn würdig zu begehen, bedurfte es eigentlich Mozarts Streichquintetts in B-Dur KV 174 von 1773 inmitten gar nicht. Vor allem nicht im Vergleich zwischen diesem sichelich genialen, aber noch einem Divertimento verpflichteten Jugendwerk mit jenem reifen, des 19 Jahre älteren Johann Michael Haydn, das man nach der Pause hörte. Eine gewisse Berechtigung für den Mozart in der Programmfolge gab es freilich insofern, als Wolfgang gerade unter dem Einfluss von Michael Haydns im selben Jahr entstandenen G-Dur-Werk in gleicher Besetzung (nach dem Sherman-Verzeichnis MH 189) sein eigenes Trio im Menuett und das ganze Finale umarbeitete.

Gerade diese vier Sätze (ursprünglich von Perger 1907 unter der Nummer 189 gereiht) beweisen, wie wie hoch qualitativ der Salzburger Haydn zu komponieren verstand – was ihm ja auch der kritische Leopold Mozart neidlos zuerkannte. Weitaus verdichteter in der Stimmführung schon im eröffnenden Allegro brillante, das seiner Bezeichnung alle Ehre macht. Tief empfunden, berührend dann das con sordino auszuführende Adagio affettuoso. Gefolgt von einem lyrisch sich wiegenden Menuett und einem vor Geist geradezu sprühend mitreißenden Presto in Sonatenhauptsatzform als Schluss.

Dem Motto der Veranstaltungswoche - „Bravo Haydn! bravissimo!“ - entsprachen die Musiker, die sich auf dem Podium in einmütigem Einsatz einfanden, vortrefflich: Hiro Kurosaki und Frank Stadler an den Violinen, die Bratscher Herbert Lindsberger und Werner Neugebauer, sowie Josextu Obregón, Violonccello. Die steigende  Raumtemperatur machte  zwischendurch ein mehrfaches Nachstimmen der mit Darmsaiten bestückten Originalinstrumente notwendig.

Zum Beginn widmete man sich einer Kuriosität aus Händen eines von Michael Haydns Salzburger Schülern, Sigismund Neukomm. Über den ließ sich Mendelssohn aus: „Wenn nur der prächtige Neukomm bessere Musik machen wollte!“ Ein anderer Zeitgenosse, Ignaz Moscheles, schrieb über Neukomm: „Leider aber kein Genie, nur ein solider wohldenkender, gutschreibender Componist“.

In zwei Quintetten unternahm Sigismund Neukomm den Versuch, programmatische Inhalte in Kammermusik zu überführen. Wobei sich das mit „Ein Dorffest in der Schweiz“ betitelte Quintetto dramatique im Gegensatz etwa zu Ludwig van Beethovens Ausspruch als „mehr Malerei denn Empfindung“ entpuppte. Vielleicht auch deswegen, weil die mitzulesende Beschreibung doch ablenkte. Das Stück ist ungleichgewichtig in seinen Sätzen, die ein etwaiges Scherzo als „Valse“ ins Finale integrieren. Keine Chance jedenfalls für die Ausführenden, einen Sonnenaufgang ähnlich packend vorzustellen wie Neukomms anderer Lehrer, Michaels älterer Bruder Joseph Haydn in seinem Oratorium „Die Schöpfung“. Fazit: Interessant, aber auch beim besten Willen nur abzuhaken.

 

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