Was der Salzburger Haydn für Solo-Bläser erdacht hat
HAYDN-WOCHE / SALZBURGER HOFMUSIK
10/09/12 Die letzte Woche war für Wolfgang Brunner arbeitsintensiv. Nahm er doch mit seiner Salzburger Hofmusik erstmals alle insgesamt 26 Konzertsätze auf Originalinstrumenten auf, die Johann Michael Haydn für Bläser komponierte.
Von Horst Reischenböck
Nicht ganz die Hälfte davon gab es Sonntag (9. 9.) als Kostprobe im Solitär. Die Matinee war zugleich Auftakt zur Salzburger Haydn-Woche. Am 14. September jährt sich der Geburtstag des „Salzburger“ Haydn (1737-1806) zum 275. Mal.
Abgesehen von zwei dreisätzigen Flötenkonzerten, deren eines Linde Brunmayr-Tutz am Beginn zugleich lieblich wie spritzig interpretierte, handelt es sich, wie im Fall des von Makiko Kurabayashi interpretierten Andantinos für Fagott MH 133 um Einzelsätze oder zweiteilige Concertini. Es sind aus Serenaden ausgekoppelte Stücke, die glücklicherweise erhalten blieben.
Die Serenade in D-Dur MH 68 legt ob ihrer instrumentalen Ansprüche die Vermutung nahe, dass sie wohl für das Hoforchester und sein qualitativ hochstehendes Personal konzipiert worden war. Auf ihr zweites, gegen den Strich gebürstetes Menuett, dessen Trio eine Altposaune konzertieren heißt, folgt darin beispielsweise auch ein elegisch moll-gefärbtes Andantino für dieses Instrument. Von Norbert Salvenmoser genauso so gefühlvoll geblasen wie das Larghetto in F-Dur MH 61, aus dem Wolfgang Brunner eine veritable Polonaise kitzelte.
Ein Klarinetten-Concertino entstammt ebenfalls besagter Serenade. Auch wenn Mozart Mangel an deren Klangfarbe in Salzburg beklagte, so muss doch zu damaligen Zeiten ein absolut virtuoser Klarinettist anwesend gewesen sein, dessen Name allerdings bislang unbekannt blieb. Ernst Schlader spielte auf einem nachgebauten historischern Instrument und gewann damit im Andante unterschiedlichste Klangfarben, um sich danach vehement in jenes Allegro spiritoso zu stürzen, das vor der Pause in einer Passage unüberhörbar des Kollegen „Eine kleine Nachtmusik“ vorwegnahm.
Passend danach gestaltete Michael Söllner dann das Solo des Mozart’schen Mittelsatzes aus dem Hornkonzert KV 447, dem Michael Haydn als Romanze in As MH 806 eine Streichquintettbesetzung hinzufügte. Originalinstrumente sind übrigens nicht ohne Tücken, die Konzertmeisterin musste zwischendurch einmal eine Darmsaite wechseln. Auch Trompeter Franz Landlinger hatte es nicht immer leicht, peilte doch Michael Haydn in seinem C-Dur-Concertino MH 60 sogar den absolut nicht einfach zu erzielenden 24. Oberton an. Das mag eine Reminiszenz an den einstigen Wiener Lehrer Georg Reutter am Kapellhaus von St. Stephan sein, der auch ähnliche Spitzentöne „strapazierte“.
Die von Wolfgang Brunner vom Cembalo aus geleitete rundum beschwingte Matinee wurde entsprechend lebhaft akklamiert. Das Nachhören des ganzen Projekts auf CD wird allerdings wohl leider noch einige Zeit auf sich warten lassen.