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Vierzig im Alleingang

KIRCHE ST. PETER / BACHCHOR

26/07/12 Schon im dritten Sommer macht der Salzburger Bachchor „Überstunden": Die Aufführungsserien von Thomas Tallis’ Motette „Spem in alium“ hat also das Zeug, zu einer stimmungsvollen Tradition im festbespielten Salzburg zu werden...

Von Horst Reischenböck

altAuslöser soll der Komponist und Diplomat Alessandro Striggio aus Mantua gewesen sein, der Vater des Librettisten von Claudio Monteverdis „L’Orfeo“. Er weilte für kurze Zeit in England. Ob es damals schon zu einer Aufführung seiner wahrscheinlich 1561 entstandenen Motette „Ecce beatam lucem“ kam, ist nicht zu belegen – aber das Werk muss irgendwann zu der Zeit dort Aufsehen erregt haben. Rund vierzig Jahre später berichtet der Jus-Student Thomas Wateridge über den London-Besuch von Striggio und darüber, dass ein Herzog (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jener von Norfolk) nachfragte, warum kein Engländer ähnlich Gutes zu komponieren imstande sei.

Es gab einen solchen Engländer. Thomas Tallis komponierte 1573 seine Motette „Spem in alium“. Sie wurde damals in der langen Galerie des zweistöckigen Arundel house in London gesungen. Der Herzog habe eine Goldkette abgenommen und sie Tallis aus Dankbarkeit und Anerkennung um den Hals gelegt, wird überliefert. Forscher nehmen neuerdings an, die Vokalstimmen von Tallis absolutem Meisterwerk seien, wie früher allgemein üblich, durch Bläser unterstützt worden. Eine reine, immer noch auch gepflegte a-capella-Tradition basiert auf dem Umstand, dass das Werk mit englisch unterlegtem Text zu Banketten anlässlich der jeweiligen Ernennung des Prince of Wales gesungen wurde.

Ein schöne Idee des renommierten Salzburger Bachchores war und ist es nun, die Woche über an fünf Werktagen nachmittags aufzuführen – heuer trifft man sich zudem mit der „Ouverture spirituelle“ der Festspiele. In den Vorjahren kamen jeweils mehr als hundert Zuhörer zu dieser Exegese englischer Vokalpolyphonie in St. Peter. Alois Glaßner hat die kaum zehn Minuten dauernde Motette wieder erstklassig einstudiert und leitet sie vom Mittelschiff aus. Die Sängerinnen und Sänger führen die Hörer zunächst mit der dem Hymnus „Ave Maria Stella“ ein, verteilt auf die acht ringsum postierten, jeweils fünfstimmig besetzten Chöre, ehe sie sich dann Tallis meisterlichem Stimmengeflecht mit- und gegeneinander perfekt intonierend ergeben. Wer die Augen schließt und sich so nicht von der Rokoko-Ausstattung des Stiftskirche St. Peter ablenken lässt, wird doppelt beeindruckt von dieser grandiosen Vokal-Hörwelt.

Heute Donnerstag und morgen Freitag (26/27.7.) wird  „Spem in alium“ nochmals um jeweils 17 Uhr bei freiem Eintritt gesungen. - www.salzburgerbachchor.at
Salzburger Bachchor / Wildbild

 

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