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Das pure frühbarocke Vergnügen

BACHGESELLSCHAFT / HELLBRUNN

15/06/12 Wenn die Abendsonne hineinscheint in den freskierten Festsaal von Hellbrunn und die güldenen Figuren zu leuchten beginnen – da passiert etwas, was man sich in vielen „Festen von Hellbrunn“ eigentlich gar nicht wirklich hat vorstellen können: barocke Lebenslust.

Von Reinhard Kriechbaum

altMusik muss schon sehr gut sein, wenn sie mit diesem malerischen Effekt-Schauspiel mithalten will. Sie war am Donnerstag zur frühen Abendstunde sehr gut, und sie hat mitgehalten. Und das Publkikum ebenso, das zuerst unten, im Carabinierisaal, hat sitzen dürfen, dann hinauf in den Festsaal promenieren dürfen und schließlich im Römischen Teatrum eine dritte Lektion in Saschen Erzbischof Marcus Sitticus, Musik und Tanz des Frühbarock zu bekommen.

Fein, dass das Institut für Alte Musik unterdessen so fein heraus ist: Das Blockflöten-Consort, das Dorothée Oberlinger präpariert hat, konnte sich hören lassen, mitsamt dem Gambisten Christoph Urbanetz und der Cembalistin Angela Koppenwallner. Wie „swingend“ sich die alle einließen auf eine Chaconne von Tarquinio Merula! Es erzählte damals ja nicht nur die bildende Kunst aufregende Geschichten. In der Ära von Marcus Sitticus sind wir in der Zeit, da sich die selbstständige Instrumentalmusik vom Vokalen zu emanzipieren begann und die Spieler auf ihren Instrumenten das „Sprechen“ ohne Worte, den Umgang mit musik-rhetorischen Floskeln lustvoll imitierten und weiterführten. Das ist an dem lauschigen Abend drinnen und draußen bestens rausgekommen.

Das mehrheitlich studentische Vokalensemble unter Albert Hartinger hatte mit der Madrigalkunst des Sigismondo d’India Stücke zu gestalten, die an Ausdruckskraft ihresgleichen suchen (diese Musik rechnet mit Monteverdi mund Gesualdo zum besten dieses Stils). Sigismondo d’India hat sein drittes Madrigalbuch Marcus Sitticus gewidmet. Liberale Zancchi war unter seinem Vorgänger Wolf-Dietrich Domkapellmeister hierzulande, und auch dessen Madrigale sind Kunst auf der Höhe der Epoche.

Getanzt wurde auch, das gehörte zu einem barocken fest dazu, und es gehört in Salzburg auch dazu, weil es ja eine der größten historischen Tanzsammlungen hier an der Universität gibt. Natalie Gal und „Musica et Saltatoria“ haben die Musik mit sehr lebendigen Schjritten und Figuren umgesetzt. Ein Schwerttanz von Thoinot Arbeau in den Wasserspielen – das hat was.

Das Konzert war zugleich Auftakt zum Symposion über Marcus Sitticus, der vor vierhundert Jahren Dank bester familiärer Vernetzung – Verwandtschaft unter vielen anderen Bedeutsamen der Zeit mit einem Papst und einem späterer Heiliggesprochernen – auf den Salzburger Fürsterzbischofsstuhl kam. Hellbrunn hat er erbauen lassen. Er hätte sich gefreut unter anderem über die Gambensonate, die überraschend vollklingend aus dem Oktogon tönte: So also mag die Musik bei einem Sommerfest dort geklungen haben.

Das Konzert der Bachgesellschaft wird heute Freitag (15.6.) um 19.30 Uhr wiederholt.

Bild: saltatoria.at

 

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