Eingelöstes Versprechen
MOZARTEUMORCHESTER / DAVID AFKHAM
15/06/12 Visitenkarte und Empfehlung für weitere Einladung: David Afkham, der erste Gewinner des „Nestle und Salzburger Festspiele Young Conductors Award“ bewies sein Können im letzten Abonnementkonzert des Mozarteumorchesters. Den Ausnahmebratscher Antoine Tamestit trug er schier auf Händen.
Von Horst Reischenböck
Fast war es ein „Salzburger Programm“, mit dem das Mozarteumorchester sich am Donnerstag (14.6.) im Großen Saal von seinen Abonnenten in die Festspielpause verabschiedete: Anton Webern starb 1945 immerhin in Mittersill – und das erste halbe Dutzend an Konzertminuten war seinem op. 10 gewidmet. Die Fünf Stücke für Orchester wurden zu recht euphorisch beklatscht – und prompt wiederholt. Genau wie einst unter Ex-Orchesterchef Hans Graf. David Afkham verlebendigte minuziös die detaillierten Aphorismen, perfekt kammermusikalisch erhellt durch die von Konzertmeister Markus Tomasi angeführte handverlesene Instrumentenriege.
Paul Hindemith, nicht gerade ein waschechter Salzburger, führte einst die Freundschaft mit Eberhard Preußner als Dozent ans Mozarteum. Vom ersten fülligen Soloeinstieg in das Konzert „Der Schwanendreher“ an begeisterte der Bratschist Antoine Tamestit mit seinem prachtvollen Stradivari-Instrument.
Entstanden ist das nach dem gleichnamigen Lied benannte Konzert zu einer Zeit, in der Hindemith Werke für verschiedenste Instrumente schuf: verstand er doch als ausgezeichneter Techniker deren jeweilige Qualitäten und Möglichkeiten. Komponierte er jedoch für sein ureigenstes Instrument, die Viola, um sich mit ihr zu präsentieren, entstanden Arbeiten aus Liebe. Der „Schwanendreher“ basiert auf dem Motiv des „Fiedlers“, der auf eine fröhliche Gesellschaft stößt. Für sie spielt er von weither mitgebrachte Musik: schwere und fröhliche und, zum Abschluss, einen Tanz.
Dieses musikalische Programm ist wirkungsvoll für den Solisten schon aufbereitet, besonders, weil die Celli und Bässe reduzierte Streicher-Begleitung der Viola jedwede Möglichkeit bietet, sich immer wieder wirkungsvoll abzuheben. Apart der Dialog mit der vorne an der Podiumsrampe postierten Harfe, der durch die Einwürfe der Bläser konterkariert wird. Das alles war beglückend schön und virtuos musiziert – und wurde von Antoine Tamestit noch durch den „Hummelflug“-Satz aus Hindemiths erster Solosonate bekrönt.
Franz Schubert weilte auch kurz in Salzburg, 1825. So richtig gefallen hat es ihm hier nicht. Zum Abschluss der Konzertsaison, die einen Schubert-Schwerpunkt hatte, stand jedenfalls Schuberts Sinfonie Nr. 3 in D-Dur D 200 auf dem Programm. David Afkham schlug daraus – von der spannungsgeladenen Einleitung an – alle nur erdenklichen Funen: mit viel Fingerspitzengefühl subtil abschattiert. Die Generalpausen im Kopfsatz hat er so eindringlich gestaltet, als führten diese direkt zu Anton Bruckner.
Ein Sonderlob den Holzbläsern, denen vor allem das Allegretto Gelegenheit bot, sich vollmundig in Szene setzen!