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Wider die Gefühlskälte

ORCHESTERHAUS / „FRAUENSTIMMEN“

30/05/12 In der verdienstvollen Serie „Frauenstimmen 12“, welche die „Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft Salzburg“ veranstaltet, gab es ein Treffen der Künste im Orchesterhaus.

Von Gottfried Franz Kasparek

Es war nicht nur ein „Liederabend mit Lesung“, sondern auch eine kleine Vernissage, denn Ines Höllwarth präsentierte im Yamaha-Saal einige ihrer Tuschemalereien, die ab 15. Juni in der Galerie Zwergerlgarten zu sehen sein werden. „Hommage an Alfred Kubin“ heißt dieser suggestiv wirkende Zyklus. Dies passte natürlich sehr gut zu Brita Steinwendtners ebenso poetischer wie pointierter Lesung aus ihrem Buch „Du Engel – du Teufel. Emmy Haesele und Alfred Kubin – eine Liebesgeschichte“.

Die Affäre zwischen dem verheirateten, aber viele Beziehungen zu anderen Frauen pflegenden, prominenten Zeichner und Schriftsteller und der jüngeren „Arztensgattin“ aus Unken, die unter dem Einfluss Kubins zur erfolgreichen Grafikerin und Malerin wurde, zählt zu den vielen in Briefen dokumentierten Künstler-Liaisonen des 20. Jahrhundert. Zwischen 1933 und 1936 brannte die Liebe heiß, bis Kubin radikal Schluss machte, was Emmy nie verwinden konnte. Ob Kubin seine Liebschaften wirklich brauchte, um neue Schaffenskraft zu gewinnen, sei dahingestellt. Wie weit gewisse Sympathien Emmys für den Nationalsozialismus eine Rolle beim abrupten Ende der Beziehung spielen, bleibt offen. Berührend ist das Schicksal der Verstoßenen allemal. Immerhin überlebte sie das Erlebnis um 51 Jahre.

Die Texte Brita Steinwendtners wurden eingefügt in die Uraufführung des Liederzyklus „Mit der Hoffnung heiligem Bemühen“ op. 60 der Salzburger Komponistin Eva Kriechbaum, die selbst den Klavierpart übernommen hatte. Lyrik von Marie Luise Kaschnitz, Else Lasker-Schüler und der vergleichsweise unbekannten Edith Ronsperger ist die Grundlage. Die Wienerin Edith Ronsperger (1880-1921) hat mit ihren romantischen, in sich musikalischen Versen auch Erich Wolfgang Korngold und Franz Schreker zu Liedern inspiriert. In die Zeit dieser Komponisten fühlt man sich bei Eva Kriechbaums farbiger Musik zurück versetzt. Ein mitunter auch an Richard Strauss erinnernder, oft saftig voller, oft gekonnt illustrierender Klaviersatz verbindet sich mit liebevoll in Töne gesetzten Worten, die von Eva Neumayr ansprechend interpretiert wurden. Die Komponistin, die ganz bewusst keine neue Tonsprache anstrebt, sieht sich „als Vermittlerin zwischen den Texten und dem Publikum“ – dies ist ihr gut gelungen. „Die einzige Aufgabe dieser Musik ist es, zu bewegen und der fortschreitenden Gefühlskälte unserer heutigen Zeit zu entgegen“, so schreibt sie weiter. Unbewegt hat wohl niemand diesen Abend verlassen.

 

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