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Mit Begeisterung und Können

LANDESJUGENDORCHESTER

16/04/12 Es ist eines der kurzweiligsten Konzerte im Jahrlauf: Das Kinder- und Jugendkonzert des Salzburger Landesjugendorchesters ist das vormittägliche „Schwungholen“ vor dem Abendkonzert im Großen Saal des Mozarteums.

Von Heidemarie Klabacher

Ob schneller Durchlauf durch die „Achte“ Dvorak, wie voriges Jahr zu dem Anlass, oder Parforce-Ritt durch die „Vierte“ Beethoven, wie heute Montag (16.4.) im Großen Saal des Mozarteums: Es ist zum Staunen, wie wendig und musikantisch das Salzburger Landesjugendorchester unter der Leitung von Norbert Brandauer in kurze Phrasen oder einzelne Themen großer Werke einsteigt, in die Schnipsel die Energie des Ganzen legt – und in Summe den Eindruck vermittelt, man hätte eine ganz besonders mitreißende Interpretation erlebt, und zwar der kompletten Symphonie.

Eine Melodie von Flöte oder Fagott, ein Motiv der zweiten Geigen, das alsbald das ganze Orchester ergreift, ein Orchester, das schließlich aus dem Nichts „mit Karacho“ dem Schluss entgegen fegt: Auf welchem Niveau die jungen Musikerinnen und Musiker im Salzburger Landesjugendorchester musizieren, zeigten einzeln hervorgehobene Solopassagen der Holzbläser ebenso, wie die klangvoll gespielten und spannungsvoll phrasierten Tuttipassagen.

Norbert Brandauer, seit 2007 künstlerischer Leiter des Salzburger Landesjugendorchesters, ist aber nicht nur ein Orchestererzieher. Auch das jugendliche Publikum weiß er bei der Stange zu halten, sei es mit Smaltalk über die Komponisten (Beethoven – schwer verliebt und super-euphorisch als er die Vierte komponiert hat), mit beiläufig eingestreuten historischen Hintergründen (17 Boote transportierten bei der Uraufführung von Händels „Wassermusik“ auf der Themse allein die Musiker) oder Anekdoten aus dem Probenalltag: Am 1. April hätte das Orchester statt auf „a“ sich auf „b“ eingestimmt, was ziemlich „falsch“ geklungen habe…

Wenn ein ganzer Saal voll Kinder und Jugendlicher (die freilich von ihren Lehrerinnen und Lehrern auf das Konzert vorbereitet wurden – aber trotzdem) bei der Sache bleibt, macht jemand sehr viel richtig. Wenn dann da und dort die Subdirigenten einsetzten, wie heute Vormittag beim Finale von Beethovens „Vierter“, sieht man, dass sich Begeisterung und Qualität mitteilen.

Was gab es noch? Venedig war ein Thema: Mehrchörige Canzoni von Giovanni Gabrieli, geschrieben für die Blechbläser auf den Balkonen und Emporen der Markuskirche klangen effektvoll aus der Mozarteums- und der Stiftungs-Loge des Großen Saals herunter. Eine festliche Ouvertüre. Außerdem haben alle gelernt, dass Stereo und Dolby Surround keine Erfindung von heute sind.

Norbert Brandauer lässt das Salzburger Landesjugendorchester gerne im Sinne einer umgekehrten Abschiedssymphonie auftreten: Nach der Einstimmung durch das Blechbläser-Ensemble trat die Kammerorchester-Besetzung für ein Flötenkonzert von Vivaldi auf. Wie es sich für ein Alte-Musik-Ensemble gehört, spielte das Salzburger Landesjugendorchester dabei im Stehen. Der Solist Felix Gutschi begeisterte technisch mit Präzision und Virtuosität und im langsamen Satz mit vollem Ton und überzeugender Phrasierung.

Mit Auszügen aus Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ demonstrierte das 2001 gegründete Orchester weiter seine stilistische Vielseitigkeit: „Kurze , sehr schnelle Teile für die Königin“ und „langsamere melodische Teile“ für den König habe der Komponist klug einander abwechseln lassen, so Brandauer.

Seit seiner Gründung im Jahr 2001 haben die siebzig Orchestermitglieder zwischen 13 und 25 (die am Mozarteum, im Musikum und in Privatunterricht ausgebildet werden) vor 19.000 Jugendlichen 27 Konzerte gespielt.

Heute Montag (16.4.) um 18 Uhr im Großen Saal spielt das Salzburger Landesjugendorchester unter Norbert Brandauer das gleiche Programm (aber die ganzen Werke) nochmals.
Bilder: www.akzente.net (1) /dpk-krie (1)

 

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