Trommeln für Japan
KULTURVEREINIGUNG / WASEDA SYMPHONY ORCHESTRA
29/02/12 Standing Ovations für die jungen Japaner, die Musik als „Nebenfach“ zu ihren hauptsächlichen universitären Studien betreiben: Bereits zum vierten Mal zu Gast, begeisterte das Waseda Symphony Orchestra einmal mehr im Großen Festspielhaus.
Von Horst Reischenböck
Klotzen, nicht kleckern, hieß die Programmdevise. Deshalb gleich als Hauptwerk zur ersten Hälfte Richard Strauss: „Ein Heldenleben“ hatten die Studenten der Universität in Tokyo, die 2013 ihr hundertjähriges Bestehen feiern wird, 2009 mit im Gepäck geführt. Diesmal war es die „Alpensinfonie“. Selbst die für op. 64 geforderte Riesenbesetzung war nicht dazu angetan, alle Mitreisenden auf einmal zu beschäftigen, wie einige Pultwechsel zeigten. Das einsätzige musikalische Riesenfresko, zu dem Strauss auch durch eine Besteigung des Losers im benachbarten steirischen Salzkammergut angeregt worden sein soll, verlangt zusätzlich zum großen Aufgebot auf dem Podium auch hinter den Kulissen ein Dutzend Hörner sowie zwei Trompeten und zwei Posaunen. Kein Problem für dieses Orchester.
Mehrheitlich mit Hilfe weiblicher Hände formte Senior-Ehrendirigent Masahiko Tanaka, unter dessen Leitung das Orchester einst die Goldmedaille beim Herbert-von-Karajan-Wettbewerb erspielte, mit unprätentiösen Gesten stringent die Erstürmung des Gipfels. Diese hebt ja – und das amüsiert aus heutiger distanzierter Sicht zunächst ja mit einer absteigenden Tonskala an. Strauss frönte hier ungebremst seinem auch kompositorischen „Naturtrieb“ in immer neuen Steigerungswellen. - An deren Höhepunkten vor allem die mitunter geringfügig zu Schärfe tendierende Trompetenriege strahlen durfte.
Genauso plastisch ausgespielt dann die fulminante Gewitterszene, deren letzte Einschläge am Dienstag (28. 2.) im Großen Festspielhaus tatsächlichen Schocks auszulösen vermochten. Eine absolut beeindruckende Leistung - doppelt begrüßenswert, weil das Werk ja nicht so oft zu hören ist.
Nach der Pause dann „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ op. 28. Sowohl feinfühlig nachgezeichnet wie an den rechten Stellen schwungvoll saftig ausgekostet war diese Wiedergabe: So recht dazu angetan, einmal die solistischen Fähigkeiten etwa der Holzbläser und des (nunmehr männlichen) Konzertmeisters ins Licht zu rücken. Junge Künstler, die allesamt auch professionellen Klangkörpern zur Ehre gereichen würden. Japan verdankt Strauss übrigens auch eine Festmusik zur Feier des 2600jährigen Bestehens seines Kaiserreiches. Wie wär’s ein nächstes Mal damit?
Der Höhepunkt der diesjährigen Tournee des Waseda Symphony Orchestra wird am 11. März live aus Berlin über Digital Concert Hall zu erleben sein. Das ist - so war’s natürlich nicht geplant gewesen – zugleich der Jahrestag der Katastrophe von Fukushima.
Daran war jedenfalls zu denken, als das Orchester wie gewohnt zum Schluss den Bogen zur Heimat spannte: Mit der Uraufführung des Konzerts für japanische Trommeln und Orchester von Kazuki Yutani, einst selbst Ensemblemitglied. Gekonnt wird Tradition mit Neuem verbunden, indem etwa die chromatische Tonleiter darin zweifach pentatonisch aufgesplittert wird. Spontan stürmisch begeistert bedankt.