Monteverdi und Puccini gar
KIRCHENMUSIKALISCHER HERBST
07/11/24 Es sind nicht wenige Highlights zu hören im diesjährigem Kirchenmusikalischen Herbst, den das Kirchenmusikreferat der Erzdiözese seit vielen Jahren veranstaltet: eine Konzertserie mit heuer neun Abenden in sechs Kirchen bei freiem Eintritt.
Von Reinhard Kriechbaum
Wo anfangen? Vielleicht eh am Anfang, am Freitag (8. November) im Sacellum, bei einem Überflieger-Programm durch die Salzburger Kirchenmusik. Sie hält auch ohne Mozart viel Attraktives bereit, vom Mönch von Salzburg und Paul Hofhaimer über die Barockmeister Stefano Bernardi, Andreas Hofer und Heinrich Ignaz Franz Biber bis zu Johann Ernst Eberlin, Leopold Mozart und – schon ins 19. Jahrhundert hinein – Sigismund von Neukomm. Sepp Radauer hat dafür ein Vokal- und Instrumentalensemble zusammengestellt.
Ein Gustostück aus dem Frühbarock ist natürlich die Marienvesper von Claudio Monteverdi, zu hören am Sonntag (10.11.) zur Nachmittagsstunde im Salzburger Dom. In diesem Werk bricht die Musiksprache der gerade „erfundenen“ Oper in die Kirchenmusik hinein. Norbert Brandauer, hierzulande vor allem als Chorleiter und langjähriger Leiter des Landesjugendorchesters wahrgenommen, ist als Barockposaunist auch gut vernetzt mit der Szene der Alten Musik. So kommt es, dass an der Aufführung Ulrike Hofbauer, eine Lehrerin an der Schola Cantorum Basiliensis, weitere hoch spezialisierte Gesangssolisten und die Lautten Compagney Berlin teilnehmen. Zum 2019 gegründeten Cor Os Anima kommt noch die Choralschola der Dommusik.
Nicht nur Bruckner gilt es heuer zu gedenken, sondern auch des 100. Todestags von Puccini. Von ersterem führt Peter Peinstingl mit Chor und Orchester der Stiftsmusik St. Peter am 17. November die Messe in d-Moll auf. Von Puccini wird man das Instrumentalstück Crisantemi hören, ein einsätziges Streichquartett, das auch in die Oper Manon Lescaut Eingang gefunden hat. Es ist ja fast ein Treppenwitz der Musikgeschichte, dass Puccinis Vorfahren über 120 Jahre im italienischen Lucca als Kirchenmusiker tätig waren, vom Opern-Meister selbst aber nur zwei Messen aus Studienzeiten überliefert sind.
Bach darf natürlich nicht fehlen im Kirchenmusik-Panorama. Gordon Safari und BachWerkVokal steuern am 11. November in der Stiftskirche St. Peter zwei Kantaten bei. Werke der weit verzweigten Bach-Familie sind auch ein Thema im Konzert der Müllner Cantorey unter Mary Wiesinger-Hartinger am 15. November. Vor allem wird da aber an einen Komponisten erinnert, der zwar in Wien als Vizehofkapellmeister unter Johann Josef Fux wirkte, aber beste Beziehungen nach Salzburg unterhielt. Antonio Caldara (1670-1736) stand in Kontakt mit Fürsterzbischof Franz Anton von Harrach, dem er einige Kompositionen widmete. Auch Opern von Caldara wurden in Salzburg aufgeführt. Von ihm ist in der Pfarrkirche Mülln ein wahrscheinlich 1725 entstandenes Stabat Mater zu hören.
Am 9. November gibt das achtköpfige Männerensemble Voices unlimited in St. Peter Kostproben seines vielfältigen Repertoires. Der Barockgeigerin Annegret Siedel sind vor allem Bibers Rosenkranz-Sonaten ein Anliegen. Eine Auswahl daraus spielt sie gemeinsam mit Hans Josef Knaust (Orgel, Cembalo) am 12. November in der Michaelskirche am Residenzplatz. Stammgast beim Kirchenmusikalischen Herbst ist Matthias Michael Beckmann mit seinem fünfsaitigen Cello. Er wird am 13. November im Sacellum von Andreas Gassner (Orgel) begleitet. Eine „Engelsmusik“ verspricht ein bunt gemischtes Programm von gregorianischem Choral bis in die Gegenwart mit den Nonnberger Stiftsvokalisten unter Barbara Schmelz am 14. November.
Kirchenmusikalischer Herbst von 8. bis 17. November in Kirchen der Stadt Salzburg – Zum Programm
Bilder: Norbert Brandauer, privat (1); www.stift-stpeter.at (1); www.barockvioline.eu (1); musikum.at (1)