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Diva und Dienerin

STIFTUNG MOZARTEUM / PROPTER HOMINES ORGEL

30/10/24 Für Bach war die Bühne leer – die „Königin der Instrumente“ und ihr Diener Hannfried Lucke standen allein im Zentrum. Für Bruckner war die Bühne randvoll mit dem grandiosen Mozarteum UniChor – und die „Königin“ die begleitende Dienerin. Dazwischen Solovioline, Klavier, Pauken und Kammerorchester als Partner in spannenden Orgelwerken und Werken mit Orgel quer durch die Musikgeschichte.

Von Heidemarie Klabacher

„Nehmen Sie nach zehn Jahren ihren Wohnzimmerschrank von der Wand. Sie werden zentimterdick Staub finden.“ Eine Orgel kann man nicht so leicht „von der Wand rücken“. Sie muss zerlegt, jede Pfeife – höchst vorsichtig – gereinigt werden. „Hier kam auch noch der feine Baustaub nach der Renovierung des Großen Saales dazu“, erzählte der Orgelbaumeister Dirk Eule am Dienstag (29.10.) im Rahmen des Festkonzertes zur Wiedereröffnung der Propter Homines Orgel im Großen Saal des Mozarteums. Die sächsische Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen, in der Nähe von Dresden, hat die Orgel 2010 gebaut und nun die umfassende Reinigung und Wartung des Instruments verantwortet. Teile der Technik wurden ausgebaut, alles gereinigt. Abzüglich der nicht transportierbaren großen Prospektpfeifen waren alle 3.393 Pfeifen in der Werkstatt in Bautzen. „Elf mal muss man jede Pfeife in die Hand nehmen, bis sie wieder klingt, wie sie soll“, sagte Dirk Eule.

„Konzertorgeln sind rar und werden zu selten gespielt. Wir wollen das ändern“, sagte Stiftungspräsident Johannes Honsig-Erlenburg. „Unsere Orgel ist nicht nur eine schöne Fassade.“ Ein kleiner Aufruf erging an Mozarteumorchester und Camerata, die ihre Zyklen im Großen Saal spielen, „die einzige Saalorgel in der Mitte Österreichs in dieser Qualität“ in ihren künftigen Programmen doch gelegentlich mit-zubedenken. Orgelprofessor Vizerektor Hannfried Lucke hat das Programm für das Wieder-Eröffnungskonzert der Propter Homines Orgel zusammengestellt und die Orgel selbst gespielt. Als als Virtuose hat er die komplexen Strukturen von Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 brillant hörbar, als mit-atemender Partner die facettenreichen Emotionen in Francis Poulencs Konzert für Orgel, Streicher und Pauken g-Moll FP 93 druch kundige Registrierung fühlbar gemacht.

Die heikle Balance zwischen Solovioline und Orgel fanden Lucke und der Geigensolist Daniel Auner in der erstaunlich radikal chromatisch daherkommenden Chaconne g-Moll von Tomaso Antonio Vitali. Als klangrednerisch pointiert und musikantisch mit dem Solisten dialogisierendes Origignalklangensemble präsentierten sich die Salzburg Chamber Soloists unter der Leitung von Lavard Skou-Larsen mit dem Orgelkonzert D-Dur op. 26/3 von Michel Corrette. Zeitgenössischere Klänge lieferte die Propter Homines Orgel in den Variations symphoniques M. 46 von César Franck in der Bearbeitung für Klavier und Orgel von Hannfried Lucke. Der Origanist und die Pianistin Lei Meng überboten sich darin, dem jeweils anderen noch strahlendere Klänge als Herausforderung zu präsentieren.

Den größten Jubel erntete freilich der Mozarteum UniChor unter der Leitung von Jörn Andresen für zwei Werke, in denen die Orgel tatsächlich „nur“ die bescheidene Dienerin und unaufdringliche Spenderin zusätzlicher Klangfülle gibt: Anton Bruckners gewaltige Motette Ecce sacerdos magnus und Gabriel Faurés in überirdischen Klangsphären schwebende Cantique de Jean Racine op. 11. Selten einmal steht in der Chorbesetzung Masse auch für Qualität. Hier standen gefühlt hundert Sängerinnen und Sänger auf der Bühne – und jede einzelne Stimme trug das ihre zu überwältigend glasklaren Chorklang bei. Ein Erlebnis. Wäre das Programm an diesem überreichen Abend nicht ohnehin überlang gewesen, hätte man sich mehrere Zugaben von den jungen Leuten gewünscht.

Bilder: dpk-klaba

 

 

 

 

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