Ausklang mit Mozart pur
CAMERATA SALZBURG / JANINE JANSEN
24/04/23 Eins stand Samstag (22.4.), nach dem die 70. Saison der Camerata Salzburg beschließenden Sonderkonzert in der Großen Aula, außer Frage: Man kann gar nicht genug Mozart hören! Vor allem, wenn so musiziert wie an diesem Abend mit der Geigerin Janine Jansen.
Von Horst Reischenböck
Mit Janine Jansen ist die Camerata ja soeben eine künstlerische Partnerschaft eingegangen (wir berichteten). Die große, gewichtige Literatur für ihr Instrument, ausgehend vom Barock über die Romantik bis hin ins 20. Jahrhundert, hat die gebürtige Niederländerin längst in maßgeblichen und international gewürdigten Deutungen vorgelegt. Nun widmet sich die 45jährige Künstlerin den nicht minder anspruchsvollen Violinkonzerten von Mozart. Damit beschert sie dem Orchester auch dessen zweite – mutmaßlich dann noch vollständigere – Gesamtaufnahme.
Zur Einstimmung am Samstagabend bot die Camerata sprizig die in den Ecksätzen trotz kleiner Besetzung durchaus festliche G-Dur-Sinfonie KV 45a. Über deren Urheberschaft herrschte lange Unklarheit, man vermutete zeitweise Leopold Mozart als Schöpfer, zumal das Werk gemeinsam mit einem nicht minder gewichtigen Gegenstück derselben Tonart aus seiner Feder im oberösterreichischen Stift Lambach aufgefunden wurde. Beide Stücke laufen jetzt als „Lambacher“ Sinfonien. Jene des Vaters kann dem Vergleich mit Wolfgang Amadés Werk durchaus standhalten. Dessen drei Sätze sind nach aktuellem Wissensstand schon während der großen Westeuropa-Reise in Den Haag entstanden.
Im Jahresprogramm war alds nächster programmpunkt Mozarts Erstes Violinkonzert geplant gewesen, dem man in den Konzertsälen nicht so oft begegnet. Janine Jansen entschied sich, vielleicht der Bekannheit oder Publikumswirksamkeit wegen, für das so genannte „Straßburger“ Konzert Nr. 4 in D-Dur KV 218. Mit dem brillierte Mozart nicht nur als Konzertmeister vor dem Erzbischof in der Residenz, sondern auch später noch im Ausland „so als wärest du der größte Geiger“, wie der Vater den Sohn in einem Brief ermahnt.
Janine Jansen hob sich von Anbeginn mit ihrer Stradivari rein technisch, aber auch hörbar von der umgebend vibratolosen Orchester-Assistenz ab. Aber sie distanzierte sich nicht von den Kolleginnen und Kollegen. Bei aller virtuosen Vorgabe hielt sie den Ton stets schlank und mitunter, etwa im Andante cantabile, fast keusch zurückhaltend bis in höchste Register hinein und dennoch farblich leuchtend.
Nach der Pause dann Mozarts sinfonischer Erstling Es-Dur KV 16. Zu beneiden ist ein Orchester, dessen Hornisten Michael Reifer und Johannes Hinterholzer das spezifische Thema geradezu butterweich zu intonieren verstehen. Hinterholzer hat übrigens erst jüngst in Wien das vertrackte Ligeti-Konzert gespielt. Hervorzuheben hier auch Marie Luise Modersohn (Oboe) oder das Solocello in Händen von Ursula Braun, kurzfristig verstärkt durch Josef Radauer am Kontrabass. Kammermusikalische Partner für Janine Jansen, die in dem ebenfalls eher raren Concertone C-Dur KV 190 (186E) den Konzertmeisterpart von Gregory Ahss übernahm, während dieser den 2. Violinen vorstand. Reizvoll dadurch der Vergleich ihrer beiden unterschiedlich klingenden Instrumente in den abwechselnden Soli.
Vorfreude ist also angesagt, auf das Hören der CDs ebenso und die Konzert-Fortsetzung Ende September mit den beiden zeitlich unmittelbar benachbarten Violinkonzerten KV 216 und 219. Zum federnden Finale der Sinfonie in A-Dur KV 201 setzte sich Janine Jansen dann noch mitten in die ersten Geigen: Herz, was wolltest du noch mehr an beschwingtem Ausklang?
Bild: www.janinejansen.com / Decca / Marco Borggreve
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Endlich auch mal dirigieren dürfen!