Noch ein Berg in der Salzburger Orgellandschaft
HINTERGRUND / DIALOGE / ORGEL
27/04/10 Mit den "Dialogen", die nächste Woche am Donnerstag (6. Mai) beginnen, wird etwas vorgestellt, worauf man in Salzburg lange hat verzichten müssen: auf eine Konzertorgel. In der Salzburger Orgel-Welt, die erstaunlich qualitativ und stilistisch weitläufig ist, setzt das Instrument einen neuen Akzent.
Von Reinhard Kriechbaum
Salzburg ja mit einer überreichen Orgellandschaft gesegnet: Im Dom gibt es mit den Vierungsorgeln ein geradezu spektakuläres - und eigentlich viel zu wenig spezifisch vermarktetes - "Orgel-Land". Jede der fünf Orgeln im Dom hat ihre Eigenheiten. Gleich nebenan, in der Franziskanerkirche, locken nicht minder bemerkenswerte Instrumente: Da ist beispielsweise jenes auf der Westempore dazu angetan, speziell der französischen Orgel-Symphonik die rechten Farben abzugewinnen. Reger und dergleichen geht auf dem Instrument links vorne gut. Der leuchtkräftige und doch durchsichtige silbrige Klang des Instruments in der Pfarrkirche Mülln entfaltet alle Vorzüge für die süddeutsch-barocke Literatur.
Speziell für Bach gut geeignet ist die Orgel in der Kirche des Kapuzinerklosters. Für italienische Alte Meister ist man in St. Erhard im Nonntal gut aufgehoben. In der Kajetanerkirche gibt es noch eine echte Egedacher-Orgel, also ein tönendes Kleinod, das haargenau in unsere Gegend gehört. Und jetzt war noch gar nicht die Rede von kleinen, feinen Klang-Exoten wie der Orgel in der Pfarrkirche Aigen oder dem kleinen Positiv in St. Johannes am Imberg. Und auch noch nicht vom spezifisch früh- und hochromantischen Pfeifen-Angebot, wie es beispielsweise in der Universitätskirche bereit steht.
Eine Orgel-Wanderung durch Salzburg macht einem bewusst, dass am Ort innerhalb von einem Vierteljahrhundert mit bemerkenswerter Vehemenz hochqualitativ und stilistisch vielfältig "aufgerüstet" worden ist. Ist es da nicht Luxus, wenn jetzt noch ein Instrument dazukommt, im Großen Saal der Stiftung Mozarteum?
Vielleicht ist die über Jahrzehnte desolate Orgel dort den Musikhörern im Alltag gar nicht sehr abgegangen, weil die einschlägige Literatur ja bei uns so populär nicht ist. Dann und wann ein Händel-Orgelkonzert: Dafür kann man ein Positiv herbeischaffen. Aber ein "Klassiker" wie das Konzert für Pauken, Orgel und Orchester von Francis Poulenc? Das lässt sich auf einer Kirchenempore kaum akustisch adäquat realisieren, von Stilfragen ganz zu schweigen. Schwer vorstellbar auch, dass man Stummfilme wie "Nosferatu" oder "Das Phantom der Oper" in einer Kirche projiziert und dazu das organistische Klang-Environement entfaltet.
Nach den "Dialogen" wird man jedenfalls wissen, dass da allerhand Attraktives darauf wartet, zu tönendem Leben erweckt zu werden. Die Angelegenheit soll nicht verpuffen, das ist der Stiftung logischerweise ein Anliegen bei einem solchen Großprojekt. Die Aufmerksamkeit auf die neue Konzertorgel will man nicht nur mit einer regelmäßigen Mittagskonzert-Schiene wecken oder wach halten: Jeden Dienstag um 12.30 Uhr wird man eine halbe Stunde Orgelmusik hören - und danach darf man auch in den Garten, wo das "Zauberflöten-Häuschen" steht. So führt die neue Orgel sogar zu einem kleinen touristischen "Mozart-Zugewinn"!