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Gar lustig ist die Blaserei

CD-KRITIK / MOZARTEUM PARFORCE HORNS

11/10/13 Hansjörg Angerer, seit 1988 Professor für Horn an der Universität Mozarteum, pflegt mit Hingabe auch das Jagdhorn. Zusammen 28 seiner mittlerweile in internationalen Orchestern tätigen Absolventen widmete er zwei Doppel-CDs ausschließlich diesem Instrument.

Von Horst Reischenböck

Der Gründer und Leiter der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg spielt immer wieder leidenschaftlich begeistert auch ventillose Naturinstrumente. Davon künden aufsehenerregende Belege, wie die vier Mozart-Konzerte mit der Salzburger Hofmusik unter Wolfgang Brunner, oder - schon 1994 in Innsbruck - zwei Konzerte mit Werken von Jan Vaclav Stich, bei denen Howard Arman das Ensemble Sol-sol-la-sol leitete. Schon damals auf dem Programm: vier Jagd-Soli von Stichs böhmischem Zeitgenossen Ond?ej Anton.

Daran knüpfte Hansjörg Angerer 2013 mit der Doppel-CD „Jagdmusik am Kaiserhof zu Wien“ historisch an. Dokumentiert ist also Musik österreichischer Provenienz aus dem kaiserlichen Wien des 19. Jahrhunderts zur vom Adel gepflegten Jagd mit Hunden. Das Ergebnis des fröhlichen Jagens sind abwechslungsreich aneinander gereihte  Kompositionen von Josef Schantl, Karl Stiegler, Siegmund Weil und Anton Wunderer.

Die andere CD hingegen vereint nicht weniger als 48 „Jagdfanfaren der höchsten und hohen Jagdherren“ aus Schantls Feder. Zu hören sind die Fanfaren für Kaiser Franz Josef, für dessen Sohn Rudolf oder den - auch in Salzburg ansässig gewesenen - Ferdinand IV., den Großherzog von Toscana. Auch ausländische regierende Häupter kamen zu Horn-Ehren, wie etwa Zar Alexander III., die Könige Italiens und Serbiens, bis hinunter zu einfachen Grafen und Freiherrn. Die  komplette Abfolge ist für nicht eingefleischte Spezialisten wohl eher nur zum  häppchenweise Hören gedacht.

Die zweite Doppel-CD heißt „Jagd-Capriccio“: Hier stellt Hansjörg Angerer primär eigene Fanfaren im Arrangement des (mit ihm nicht verwandten Paul Angerer) zusammen. Unüberhörbar sind die Anklänge an jene Alphornmelodie aus der Schweiz, die Johannes Brahms ins Finale seiner  „Ersten“ zitiert, „Siegfrieds Hornruf“ oder Ludwig van Beethovens „Freude schöner Götterfunken“.

Die zweite CD ist ausschließlich Paul Angerer vorbehalten. Zu Beginn erklingt ein schwungvoller Einstieg in eine siebensätzige Suite für zwei Parforcehörner, bei der Hansjörg Angerer und Christoph Gapp die Toncharakteristik der Instrumente so richtig vor Ohren führen: schmetternde Klänge, mitunter bewusst rau, und dann doch wieder auch durchaus kantabel und gar nicht so leicht zu spielende Triller fordernd.

Unter den „Fünf Jagdliedern“ tummelt sich auch der „Jäger aus Kurpfalz“.Auf einen Nachtwächterruf aus der Schweiz und eine - Beethovens „Eroica“ leicht verfremdende - Trauermusik folgt eine Messe, in die Angerer auch Zwölfton-Orgelklänge einfügt. (Auf die müsste bei einer Aufführung im Freien wohl verzichtet werden). In der Aufnahme spielt Hannfried Lucke auf der Propter Homines-Orgel im Großen Saal des Mozarteums.

Drei große zuweilen fast frech intonierte Jagdfanfaren beschließen nicht ohne Humor den Reigen. Die mittlere – mit Anklängen an Leopold Mozarts Sinfonia da caccia – ist der Salzburgr Jägerschaft Jägern gewidmet.

MOZARTEUM PARFORCE HORNS Ltg. Hansjörg Angerer:
Jagdmusik am Kaiserhof zu Wien: Werke von Josef Schantl, Karl Stiegler, Siegmund Weill & Anton Wunderer. UNIMOZ 55.
Jagd-Capriccio: Werke von Hansjörg und Paul Angerer. UNIMOZ 56

 

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