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Am stillen Herd und anderswo

CD-KRITIK / WAGNER / LE QUATUOR ROMANTIQUE

01/08/13 Radikale Reduktion erwartet man, aber in einem Fall hat man es sogar mit einem klanglichen Aufbauschen zu tun: Richard Wagners Fünf-Minuten-Stück „In das Album der Fürstin Metternich“ ist im Original eine Salon-Petitesse für Klavier, die hier aufgefettet daherkommt.

Von Reinhard Kriechbaum

Eben für die Besetzung des „Quatuor Romantique“: Geige, Violoncello, Klavier und Harmonium. Man könnte glauben, es gehört so. Hand aufs Herz, wer kennt schon das Original? Sonst hat man natürlich alles ganz klangsatt im Ohr und kann sich eben deshalb da und dort das Lachen nicht verbeißen. Wenn sich etwa in der Holländer-Ouvertüre der Cellist mächtig hermachen muss über sein Instrument, um einigermaßen turbulenten Wellengang zu schaffen.

Die Ergebnisse dieser Wagner-Opernbearbeitungen sind im Einzelnen höchst unterschiedlich: Nicht alles, was im Orchester-Original eher sanft daher kommt, wird wie von selbst auch feine Kammermusik. Sehr wohl der Karfreitagszauber aus dem „Parsifal“, viel weniger das Vorspiel zum Ersten Aufzug des „Lohengrin“, das doch von der orchestralen Aura lebt.

Musik mit schwankender Überzeugungskraft also: Stolzings „Am stillen Herd“(Meistersinger)  oder „Elsas Ermahnung an Ortrud“ (Lohengrin) eignen sich tadellos zum Abspecken. Die Rienzi-Ouvertüre wirkt hingegen überraschend hohl. Le Quatuor Romantique (Vassili Voronin, Violine, Edward John Semon, Violoncello, Joachim Diessner, Harmonium, Markus Märkl, Klavier) hat eigentlich auf nichts unmittelbar zurückgreifen können. Die meisten Bearbeitungen des 19. Jahrhunderts sind für Klaviertrio gesetzt und haben nun durch das Harmonium eine weitere Klangfarbe verpasst bekommen. Als Ersatz für Bläserstimmen ist das Harmonium immer gut einzusetzen. Im Fall des Albumblatts für die Fürstin Metternich hat der ursprüngliche Bearbeiter August Wilhelmy eine Version für Solovioline und Streichorchester gemacht.

Für die fünf Wesendonck-Lieder baute man aber auf die Satzkünste eines Gegenwartskomponisten (Thomas Pehlken), nicht zum Schaden der Sache. Wobei man freilich auch einräumen muss: Der Tristan-Harmonik der „Träume“ lauscht man in jeder Klangverkleidung gerne, und die Mezzosopranistin Suzanne McLeod nutzt die schlanke Instrumentalumgebung zu einem wirklich liedhaften, intimen Zugang.

Mit ihrer Besetzung haben sich die vier Herren des Quatuor Romantique jedenfalls in einer Nische mit viel Charisma eingerichtet. Für ihre erste CD beim Label Ars hatten sie sich allerlei Opernmusik verschrieben, von Marschners „Vampyr“ bis zu Korngolds „Toter Stadt“, von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ bis zu Meyerbeers „Robert le Diable“. Und eine weitere CD galt weihnachtlicher Musik. All diese Dinge haben zumindest Freakwert.

Richard Wagner, Operatic chamber music. Le Quatuor Romantique, Suzanne McLeod (Mezzosopran). Ars Production, ARS 38 138 - www.ars-produktion.de

 

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